Berliner Patient
Englisch: The Berlin Patient
Definition
Der als Berliner Patient bekannt gewordene US-Amerikaner Timothy Ray Brown ist der erste Mensch weltweit, der von einer HIV-Infektion geheilt wurde. Der Name leitet sich vom Behandlungsort (Charité in Berlin) ab.
Hintergrund
Brown wurde 1995 positiv auf HIV getestet und erhielt 11 Jahre lang eine antiretrovirale Therapie. Er erkrankte 2006 an einer akuten myeloischen Leukämie. Nachdem eine Chemotherapie nicht den gewünschten Nutzen gezeigt hatte, erfolgte 2007 eine allogene Stammzelltransplantation. Der Stammzellspender wies eine homozygote Delta32-Deletion auf, die zu einer Inaktivierung des Rezeptorproteins CCR5 führt. Dieses vermittelt die Aufnahme des HI-Virus in die T-Helfer-Zellen. Durch die Mutation sind die Zellen weitgehend resistent gegenüber HIV.
Nach der Stammzelltransplantation und dem Absetzen der antiretroviralen Therapie blieb die Viruslast dauerhaft unterhalb der Nachweisgrenze. Auch in Lymphknoten und anderen Geweben ließ sich kein HI-Virus mehr nachweisen. Brown blieb lebenslang HIV-frei und verstarb 2020 am Rezidiv seiner Leukämie.
Der Berliner Patient eröffnete neue Forschungsfelder zu Therapieoptionen der HIV-Infektion, wie die Entwicklung CCR5-basierter Therapieansätze oder Genome Editing. Dennoch konnte bisher (Stand 2025) kein breit anwendbares Konzept entwickelt werden, da nicht alle HIV-Stämme auf CCR5 angewiesen sind. Zudem ist die Stammzelltransplantation ein riskantes und invasives Verfahren mit hoher Mortalität.
Quellen
- Hütter et al., Long-term control of HIV by CCR5 Delta32/Delta32 stem-cell transplantation, N Engl J Med, 2009
- Allers et al., Evidence for the cure of HIV infection by CCR5Δ32/Δ32 stem cell transplantation, Blood, 2011