Beckenschlinge
Englisch: pelvic sling
Definition
Als Beckenschlinge bezeichnet man ein in der modernen Notfallmedizin gängiges Schienungsinstrument bzw. eine Schienungsart zur zirkumferenziellen Schienung eines potentiell frakturierten Beckens nach einem Trauma.
Indikation
Hintergrund der Verwendung von Beckenschlingen in der Notfallmedizin ist das Bild der Open-Book-Verletzung, die mit z.T. massivem Blutverlust in das Becken einhergehen kann. Ziel ist es, das Becken zurück in seine anatomische Ursprungsposition zu bringen. So wird der freie Raum im Becken und das intrapelvikale Volumen verkleinert und eine Blutung dadurch tamponiert oder wenigstens verringert.
Die Beckenschlinge soll das Becken stabilisieren und immobilisieren. Sie führt so auch zu einer gewissen Schmerzstillung und erleichtert damit den Transport des Patienten.
Die Indikation wird daher recht weit gefasst und eine Anlage bereits bei Verdacht auf eine Beckenfraktur bzw. bei entsprechendem Unfallmechanismus empfohlen. Gerade beim hämodynamisch instabilen Patienten sollte die Anlage einer Beckenschlinge in Betracht gezogen werden. Die Indikationsstellung wird aber oft auf lokaler Ebene durch den ärztlichen Leiter im Rettungsdienst unterschiedlich definiert.
Kontraindikationen
Zu den wenigen Kontraindikationen zählt die isolierte Oberschenkelhalsfraktur.
Aufbau
Man unterscheidet generell zwischen vorgefertigten Medizinprodukten, wie z.B. der "SAM Pelvic Sling II", und improvisierten Varianten, z.B. aus Tragelaken oder Einmaldecken. Die Schlinge besitzt in der Regel eine Schnalle (als Widerlager) und einen langen, um das Produkt herum vernähten Gurt, der mittels Klettverschluss eine Fixierung ermöglicht.
Manche Hersteller statten ihre Produkte mit einem zusätzlichen Cuff aus. Durch Aufblasen dieses Cuffs wird wiederum der Druck auf das Becken erhöht und sich daraus eine noch bessere blustillende Wirkung versprochen.
Anwendung
Voraussetzung
Bei den Voraussetzungen für die Anlage der Beckenschlinge kann man sich an den drei P orientieren:
- Pocket: Entleerung der Hosen- und Gesäßtaschen; es besteht Verletzungsgefahr durch Gegenstände wie Schlüsselbund und Mobiltelefon
- Penis: Sicherstellung, dass das Glied nicht in der Schlinge eingeklemmt wird
- Pulse: Nach Anlage Pulskontrolle der unteren Extremitäten
Positionierung
Die Schlinge bzw. das Laken wird unter dem Becken des Patienten in Höhe des Trochanter major platziert. Zur Anlage wird beim liegenden Patienten die Schiene meist erst einmal unter den Knien platziert und dann mit "Säge"-Bewegungen unter das Becken gebracht.
Anlage
Bei der SAM Pelvic Sling wird das Zugband durch die Schnalle gezogen, wobei sich die Schnalle ungefähr über der Symphyse befinden sollte. Ein Helfer bringt dann Zug auf das Zugband, ein zweiter Helfer zieht an einer Lasche in die entgegengesetzte Richtung um Scherbewegungen, die gerade Wirbelsäulentraumatisierten schaden, entgegen zu wirken. In der Schnalle befindet sich ein Indikator, der bei ausreichendem Druck herausspringt und ein Ziehen über diesen Punkt hinaus verhindert. Bei der improvisierten Technik Mittels Laken oder Einmaldecke werden die Enden auf Höhe der Symphyse überkreuzt und dann miteinander verdreht, so dass sie einen Druck aufbauen.
Fixierung
Bei einer vorgefertigten Pelvic Sling wird das Zugband mittels Klettverschluss an der Schlinge selbst fixiert. Bei der Technik mit Laken müssen die Enden in ihrer verdrillten Form ausreichend fixiert werden.
Nach der Anlage sollte eine DMS-Kontrolle an den unteren Extremitäten erfolgen. Oft wird zu einer Innenrotation der Beine und einer Fixation auf Kniehöhe geraten, um den Schienungseffekt zu verbessern.
um diese Funktion zu nutzen.