Azyklie (Katze)
Definition
Unter Azyklie versteht man das komplette Fehlen zyklischer Ovarprozesse bei der Katze. Dem gegenüber steht die Anaphrodisie, die mit einer verminderten sexuellen Ansprechbarkeit bei regelmäßiger ovarialer Zyklizität einhergeht.
Vorkommen
Die Azyklie betrifft vorwiegend junge und präpubertäre Katzen, die aufgrund dessen keine Geschlechtsreife erlangen. Bei diesen Tieren spricht man oftmals auch von einem primären Anöstrus. Da die erste Rolligkeit jedoch erst mit 21 Monaten auftreten kann, sollte die Diagnose frühestens im Alter von 2 Jahren gestellt werden.
Ätiologie
Die Azyklie kann aufgrund unterschiedlicher Auslöser entstehen, z.B.:
- embryonale Entwicklungsstörung der Ovarien
- saisonale Einflüsse im Herbst und Winter
- spontane Ovulation
- iatrogen durch Hormonpräparate zur Zykluskontrolle
- nach dem Absetzen der Welpen
Pathogenese
Die Pathomechanismen hängen von der auslösenden Ursache ab.
Neben selteneren kongenitalen Störungen ensteht eine Azyklie meist sekundär infolge unterschiedlicher Faktoren. Im Herbst und Winter kommt es zu einer deutlichen Verkürzung der Tageslichtdauer, sodass sich der Zyklus den saisonalen Bedingungen anpasst. Gleichzeitig kann auch eine spontane Ovulation das Rolligkeitsintervall von 2 bis 3 Wochen (anovulatorischer Zyklus) auf 5 bis 6 Wochen (Pseudogravidität) verlängern. Nicht selten kommt es auch durch exogen zugeführte Hormone (z.B. im Rahmen der Zyklusausschaltung) zu einer iatrogen induzierten Azyklie. Bei diesen Katzen kann das Wiedereintreten der Ovarfunktion nach Absetzen der Therapie häufig nicht vorhergesagt werden.
Klinik
Die ovarielle Zyklusaktivität setzt vollständig aus, sodass bei betroffenen Katzen kein physiologischer Sexualzyklus festgestellt werden kann.
Diagnose
Die Diagnose wird durch den Ausschluss ovarialer Entwicklungs- sowie iatrogener Zyklusstörungen unter Zuhilfenahme einer vaginalzytologischen Untersuchung gesichert. Hierbei kann eine ovariale Inaktivität durch das überwiegende bis ausschließliche Vorhandensein von Basalzellen (am HE-gefärbten Vaginalbstrich) festgemacht werden.
Therapie
Die Therapie besteht einerseits aus der Optimierung der Haltungsbedingunen, andererseits aus einer medikamentösen Zyklusinduktion.
Betroffene Katzen sollten frei von Endo- sowie Ektoparasiten sein, müssen einen guten Ernährungszustand aufweisen und benötigen unbedingt 10 bis 12 Stunden Tageslicht bzw. eine adäquate Beleuchtung. Parallel dazu sind sämtliche Stressoren (z.B. durch andere Katzen) abzustellen. Die medikamentöse Therapie basiert auf der Induktion der Follikelreifung mithilfe des FSH-wirksamen eCG (equines Choriongonadotropin). Hierbei sind 100 bis 150 I.E. einmalig intramuskulär zu applizieren. Erhöhte Dosierungen bürgen die Gefahr einer ovarialen Überstimulation mit Superovulation und sollten daher vermieden werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Der Therapieerfolg ist anhand des entsprechenden Verhaltens der Katze zu erkennen und sollte idealerweise durch vaginalzytologische Untersuchungen 2 bis 3 Tage nach der Injektion überprüft werden.
Literatur
- Günzel-Apel A, Bostedt H (Hrsg.). 2016. Reproduktionsmedizin und Neonatologie von Hund und Katze. Mit 250 Abbildungen und 150 Tabellen. Stuttgart: Schattauer GmbH. ISBN: 978-3-7945-2249-1