Antiinsulinantikörper-Syndrom
Synonyme: Autoimmunes Insulin-Syndrom, AIS, Hirata-Krankheit
Englisch: autoimmune insulin syndrome
Definition
Das Antiinsulinantikörper-Syndrom ist eine Autoimmunerkrankung, bei der vom Körper Insulinantikörper (IAA) gebildet werden, ohne dass vorher ein Kontakt mit exogenem Insulin stattgefunden hat.
Epidemiologie
Das Krankheitsbild tritt vorwiegend bei Japanern auf, die ein HLA-DR4-Merkmal besitzen. In Europa sind nur wenige Fälle bekannt. Bis 2009 waren weltweit nur rund 380 Fälle beschrieben.
Ätiologie
Die genauen Ursachen der Autoantikörperbildung sind unbekannt. Es wird ein Zusammenhang mit der Einnahme bestimmter Medikamente wie Thionamiden (z.B. Thiamazol), Penicillamin, Hydralazin oder Procainamid diskutiert.
Das Autoimmun-Insulin-Syndrom tritt gehäuft im Zusammenhang mit anderen Autoimmunerkrankungen auf, z.B. bei Lupus erythematodes, und rheumatoider Arthritis.
Pathophysiologie
Beim Antiinsulinantikörper-Syndrom ist aufgrund der Antikörperbindung die Halbwertzeit des zirkulierenden Insulins verlängert. Dadurch kommt es nach oraler Glukosegabe zu einer Hyperglykämie, auf die verzögert eine reaktive Hypoglykämie folgt. Die Verfügbarkeit von Insulin für die Insulinrezeptoren in der Leber und in peripheren Geweben ist herabgesetzt.
Die Abläufe folgen dabei einem Zwei-Phasen-Mechanismus. In der ersten Phase kommt es zur Insulinsekretion als Folge eines steigenden Blutglukosespiegels. Folglich bindet das frei werdende Insulin an die Autoantikörper, sodass ein Antigen-Antikörper-Komplex entsteht, der die Wirkung des Insulins inhibiert. Eine transiente Hyperglykämie entsteht. Da die IAA zwar eine hohe Bindungskapazität, jedoch eine geringe Affinität zu Insulin haben, ist die Rate an Spontandissoziationen der Antigen-Antikörper-Komplexe hoch. In der zweiten Phase entstehen durch die spontane Dissoziation dann unverhältnismäßig hohe Insulinlevel. Eine Hypoglykämie ist die Folge.
Klinik
Bei den Patienten treten ausgeprägte Nüchternhypoglykämien oder postprandiale Hypoglykämien auf. Im Blutplasma finden sich hohe Konzentrationen von immunreaktivem, d.h. an Antikörper gebundenem Insulin, die das freie Insulin um ein Vielfaches übersteigen können. Als Differentialdiagnose muss ein Insulinom ausgeschlossen werden.
Differentialdiagnose
Quellen
- Cappellani, D., Macchia, E., Falorni, A., & Marchetti, P. (2020). Insulin Autoimmune Syndrome (Hirata Disease): A Comprehensive Review Fifty Years After Its First Description. Diabetes, metabolic syndrome and obesity : targets and therapy, 13, 963–978. https://doi.org/10.2147/DMSO.S219438
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