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Atlantookzipitale Dislokation

englisch: atlanto-occipital dislocation, AOD

1. Definition

Die atlantookzipitale Dislokation, kurz AOD, ist eine seltene, aber schwerwiegende Verletzung des kraniozervikalen Übergangs. Dabei sind typischerweise die Bänder betroffen, oft ohne begleitenden Knochenfrakturen.

Eine komplette Zerreißung des kraniozervikalen Überganges wird als atlantookzipitale Dissoziation bezeichnet.

2. Ursachen

Die AOD entsteht primär bei Hochrasanztraumen und ist für 6-10% der Todesursachen durch zervikale Verletzungen verantwortlich. Aufgrund der verbesserten präklinischen Versorgung ist die Inzidenz der AOD in den letzten 30 Jahren gestiegen.

3. Klinik

Die Ausprägung der Symptome ist divers. Eine AOD kann asymptomatisch sein oder zu Nackenschmerzen und schweren neurologischen Symptomen führen. Im Extremfall kommt es zum Atemstillstand und zum Tod. Meist liegen Begleitverletzungen des Hirnstamms und der Halsgefäße vor. Parallel können ein Schädel-Hirn-Trauma, Thoraxtrauma, Abdominaltrauma oder Extremitätenverletzungen die Situation erschweren.

Schwere neurologische Symptome einer AOD können Störungen der Sphinkteren, Ausfälle der unteren Hirnnerven sowie Atemstörungen und Tetraplegie sein. Eine verzögerte neurologische Symptomatik mit schneller Progression spricht eher für eine Rückenmarkskompression.

4. Klassifikation

Die AOD kann durch verschiedene Klassifikationen und Messungen eingestuft werden. Sie alle basieren auf der Erfassung der Bandverletzungen des kraniozervikalen Überganges:

5. Bildgebung

Die aktuellen Leitlinien (2022) empfehlen initial die Anwendung der Harrys-Linien-Methode auf eine seitliche HWS-Aufnahme. Bei Werten über 10 mm bei Erwachsenen und 12 mm bei Kindern ist die Durchführung einer Computertomographie und Magnetresonanztomographie indiziert.

Bei Kindern hat die CCI-Methode in der Computertomographie die höchste diagnostische Spezifität und Sensitivität.

6. Therapie

Das Behandlungsziel im Akutsetting ist die Sicherung der Vitalfunktionen sowie die Immobilisation der HWS mittels einer Philadelphia-Halskrawatte.

Nach der Stabilisation ist eine chirurgische Fusion der Wirbel des kraniozervikalen Übergangs die Therapie der Wahl. Dabei ist die posteriore Herangehensweise der anterioren zu vorzuziehen, weil von dorsal sowohl eine Dekompression als auch eine Stabilisation erreicht werden kann. Ein weiterer Vorteil ist die relativ einfachere Durchführung der posterioren Herangehensweise.

Technisch wird der kraniozervikale Übergang heutzutage durch chirurgische Schrauben fixiert (O-C1 oder O-C2). In speziellen Fällen kann die Anbringung eines Halofixateurs indiziert sein.

7. Literatur

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Michael Unterhofer
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21.03.2024, 09:09
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