Artifizielle Eizellaktivierung
Englisch: artificial oocyte activation, AOA
Definition
Die artifizielle Eizellaktivierung ist eine Technik, die in der Reproduktionsmedizin eingesetzt wird. Das Verfahren unterstützt die Aktivierung der Oozyte künstlich, um die Befruchtungswahrscheinlichkeit bei In-vitro-Fertilisationen zu erhöhen. Dazu wird der physiologische Calciumeinstrom (Ca2+) induziert, z.B. durch den Einsatz von Calcium-Ionophoren.
Geschichte
Die erste Geburt nach intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI) und artifizieller Eizellaktiverung mit einem Calcium-Ionophor wurde im Jahr 1997 dokumentiert.[1]
Physiologie
Zu Beginn der Befruchtung ist die Oozyte in der 2. Reifeteilung der Meiose arretiert. Durch das Eindringen des Spermiums kommt es zu einer Wiederaufnahme des Zellzyklus. Zudem werden Calciumkanäle geöffnet und es kommt zum Anstieg der Calciumkonzentration im Zytoplasma. Bis zur Ausbildung der Vorkerne ist ein spezifisches Ca2+-Oszillationsmuster zu beobachten.
Durch diese physiologische Eizellaktivierung werden verschiedene Entwicklungsvorgänge angestoßen, die für die weiteren Schritte der Embryonalentwicklung essenziell sind, wie etwa die Ausschleusung des 2. Polkörpers. Bleibt der intrazelluläre Ca2+-Anstieg aus, geht dies mit einem Fertilisationsversagen einher.
Technik
Der Ca2+-Einstrom ins Zytosol der Eizelle kann auch künstlich induziert werden. Mögliche Mittel hierzu sind:
- elektrische Stimulation
- Strontiumchlorid
- Calcium-Ionophore
- rekombinante Phospholipase Cζ-mRNA
Das in der assistierten Reproduktion am häufigsten verwendete Calcium-Ionophor ist Calcimycin (A23187), dessen Wirkung bereits bei verschiedenen Indikationen dokumentiert wurde.
Indikation
Die artifizielle Eizellaktivierung ist bei vorliegender Globozoospermie im Rahmen einer ICSI indiziert.
Studienlage
Nach der derzeitigen Studienlage (2023) führt eine artifizielle Eizellaktivierung mit Calcimycin weder zu erhöhten Abortraten oder kongenitalen Anomalien noch zu sonstigen Beeinträchtigungen der physischen oder psychischen Gesundheit der Kinder.[2][3][4][5]
Quellen
- ↑ Rybouchkin et al., Fertilization and pregnancy after assisted oocyte activation and intracytoplasmic sperm injection in a case of round-headed sperm associated with deficient oocyte activation capacity, Fertil Steril, 1997
- ↑ Lu et al., Combination of calcium ionophore A23187 with puromycin salvages human unfertilized oocytes after ICSI, Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol, 2006
- ↑ Vanden Meerschaut et al. Neonatal and neurodevelopment outcome of children aged 3-10 years born following assisted oocyte activation, Reprod Biomed Online, 2014
- ↑ D'haeseleer et al., Language development of children born following intracytoplasmic sperm injection (ICSI) combined with assisted oocyte activation (AOA), Int J Lang Commun Disord, 2014
- ↑ Deemeh et al., Health of Children born through artificial oocyte activation: a pilot study, Reprod Sci, 2015
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