Antenatale Kortikosteroidtherapie
Synonym: Lungenreifeinduktion, Lungenreifeförderung
Abkürzung: ANS
Englisch: antenatal corticosteroids for fetal lung maturity, induced lung maturation
Definition
Die antenatale Kortikosteroidtherapie, kurz ANS, bezeichnet die Gabe von Glukokortikoiden vor der 35. Schwangerschaftswoche (SSW) bei drohender Frühgeburt, wodurch die fetale Surfactant-Produktion und damit die Lungenreifung angeregt werden soll. Sie erfolgt zur Prophylaxe des Atemnotsyndrom des Frühgeborenen (IRDS).
Hintergrund
Eine ausreichene Auskleidung des Alveolarepithels mit Surfactant besteht in der Regel erst ab der 35. Schwangerschaftswoche. Bei einer Frühgeburt und noch unreifer Lunge besteht somit die Gefahr von kollabierenden Alveolen bzw. einer unzureichenden Entfaltung der Lunge und dem daraus resultierenden IRDS.
Indikationen
- bei drohender Frühgeburt vor der SSW 34 + 0
- bei drohender Frühgeburt in der SSW < 24 + 0, wenn eine neonatal-intensivmedizinische Maximaltherapie geplant ist
- wenn vor der SSW 29 + 0 bereits vor über sieben Tagen eine Kortikosteroidgabe erfolgt ist und nun ein zunehmendes Risiko einer unmittelbaren Frühgeburt besteht
Kontraindikationen
Folgende Maßnahmen sind nicht empfohlen:
- Kortikosteroidgabe bei drohender Frühgeburt zwischen der SSW 34 + 1 und 36 + 5 (Gefahr von psychomotorischen Entwicklungsstörungen)
- "Schnellreifung" durch Verkürzung des Abstands auf 12 statt 24 Stunden (Gefahr der nekrotisierenden Enterokolitis)
Vorgehen
Zur Induktion der Lungenreife werden der Schwangeren zweimal im Abstand von 24 Stunden 12 mg Betamethason intramuskulär injiziert. Alternativ kann die intramuskuläre Gabe von 6 mg Dexamethason erfolgen, diese wird insgesamt vier mal im Abstand von je 12 Stunden verabreicht.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
S2k-Leitlinie Prävention und Therapie der Frühgeburt Stand Februar 2020
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