Anleitung zum Mitpressen
Wir werden ihn in Kürze checken und bearbeiten.
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Definition
Die Anleitung zum Mitpressen umfasst die verbale und praktische Unterstützung der gebärenden Frau durch Hebamme oder Ärztin/Arzt. Dabei ist das Ziel das aktive Mitschieben der Gebärenden in der Austreibungsphase, synchron zu den Presswehen und dem natürlichen Pressdrang zu koordinieren.
Hintergrund
Die Pressphase ist Teil der Austreibungsphase und beginnt, wenn der Muttermund vollständig eröffnet ist und der vorangehende Kindsteil den Beckenboden erreicht hat, wodurch ein starker, reflektorischer Pressdrang ausgelöst wird. Klassisch wurde forciertes, angeleitetes Pressen praktiziert, dies ist jedoch überholt und neuere Empfehlungen betonen eher ein geburtsphysiologisches, vom Pressdrang geleitetes Mitpressen, um Beckenboden und Kreislauf zu schonen.
Anleitung
- Voraussetzungen prüfen Sicherstellen, dass der Muttermund vollständig eröffnet ist und der kindliche Kopf tief im Becken und am Beckenboden tastbar ist. Ein zu frühes Pressen sollte vermieden werden um Zervixschwellung und vorzeitige Erschöpfung zu verhindern. Außerdem sollten Gebärende über die verschiedenen Phasen informiert werden und auf und mögliche Positionsänderungen vorbereitet werden (z.B. Seitenlage, Hocke, Vierfüßler, aufrecht im Bett). Aktuelle Empfehlungen betonen, dass angeleitetes Pressen den Geburtsverlauf nur gering verkürzt, aber potenziell Nachteile für Beckenboden und Kontinenz haben kann. Daher wird bevorzugt, den spontanen Pressdrang der Frau zu unterstützen.
- Positionierung Mit der Frau gemeinsam eine möglichst bequeme, gut unterstützte Position auswählen, welche die Schwerkraft nutzt und den Beckenausgang öffnet.
- Pressdrang wahrnehmen Die Frau ermutigen, den eigenen Pressdrang wahrzunehmen und nur während der Wehe zu pressen, ohne Wehe sollte nicht aktiv gepresst werden. Bei reduzierter Wahrnehmung (z.B. unter Periduralanästhesie) kann die betreuende Person durch Ansage des Beginns und Endes der Wehe die Frau unterstützen.
- Atemtechnik und gezieltes Pressen Zu Beginn der Wehe sollte mit einer tiefen Inspiration begonnen werden. Dabei kann der Oberkörper leicht nach vorne gebracht werden und mithilfe der Bauchmuskulatur eine Druckausübung nach kaudal in Richtung Beckenboden einsetzen, als würde ein Stuhlgang erfolgen. Ein vollständiges Luftanhalten sollte vermieden werden, ebenso wird ein forciertes Pressen heute zurückhaltender eingesetzt, da es den Beckenboden stärker belastet und die fetale Sauerstoffversorgung ungünstig beeinflussen kann. Während der Wehe ein bis drei kräftige Pressversuche anleiten, dazwischen kurz Luft holen. Zwischen den Wehen gilt es aktiv zu entspannen und bewusst weiterzuatmen.
- Schutz von Damm und Kind In der Phase der Kopfgeburt wird das Pressen oft dosiert oder kurz pausiert, während die betreuende Person den Dammschutz durch kontrolliertes Führen des Kopfes und ggf. manuellen Schutz des Damms übernimmt. Sobald Kopf und Schultern geboren sind, genügt meist die Gebärmutteraktivität zur vollständigen Entbindung und das aktive Pressen kann beendet werden.
- Kommunikation und Motivation Die betreuende Person sollte während der gesamten Entbindung jederzeit Rückmeldung geben, Fortschritte benennen, Phasen und Ziele formulieren und die Frau ermutigen. Zudem sollte ein besonderes Augenmerk auf Schmerzen, Erschöpfung und Schwindel gelegt werden und anhand dessen ggf. kurzfristige Anpassungen der Technik oder Position vorgenommen werden.
Komplikationen
Forciertes, falsch getimtes oder zu lang anhaltendes Mitpressen kann Zervixschwellung, verlängerte Austreibungsphase und Erschöpfung der Gebärenden verursachen. Zusätzlich steigt das Risiko für Beckenbodenschäden, Harninkontinenz und stärkere Dammverletzungen, besonders bei aggressivem Valsalva-Pressen und ungünstiger Position. Für das Kind kann eine zu lange Pressphase mit wiederholten Druckspitzen zu Stress, pathologischem CTG und im Extremfall zu Hypoxie führen, weshalb Dauer und Qualität der Pressphase überwacht werden.