Alzheimer-Typ-II-Astrozyt
Englisch: Alzheimer type II astrocyte
Definition
Ein Alzheimer-Typ-II-Astrozyt ist eine reaktive Form des Astrozyten, die typischerweise im Rahmen einer Hyperammonämie und insbesondere bei hepatischer Enzephalopathie auftritt.
Terminologie
Trotz der Namensähnlichkeit besteht kein Zusammenhang zur Alzheimer-Krankheit. Der Begriff geht auf Alois Alzheimer zurück, der diese Zellveränderung erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschrieb.
Hintergrund
Astrozyten sind die wichtigsten Gliazellen des zentralen Nervensystems und spielen eine Schlüsselrolle im Stickstoff- und Ammoniakstoffwechsel des Gehirns. Bei normaler Funktion nehmen sie Ammoniak aus dem Blut und Liquor auf und entgiften ihn über die Glutamin-Synthetase durch Umwandlung von Glutamat zu Glutamin. Bei Leberversagen, portosystemischen Shunts oder angeborenen Harnstoffzyklusdefekten steigt der Ammoniakspiegel im Blut massiv an. Da die Leber als zentrales Entgiftungsorgan ausfällt, werden die Astrozyten im Gehirn überlastet. Die intrazelluläre Anreicherung von Glutamin führt zu osmotischem Stress, Zellschwellung und tiefgreifenden morphologischen Veränderungen. Diese Anpassungsreaktion manifestiert sich in der typischen Morphologie des Alzheimer-Typ-II-Astrozyten.
Das Auftreten dieser Zellen korreliert stark mit dem Schweregrad der hepatischen Enzephalopathie und ist damit nicht nur ein histopathologischer Befund, sondern spiegelt auch die klinische Symptomatik wider. Je höher die Ammoniakbelastung, desto zahlreicher und ausgeprägter sind diese Astrozytenveränderungen.
Morphologie
Alzheimer-Typ-II-Astrozyten zeichnen sich durch eine sehr charakteristische Kernmorphologie aus, die sie von anderen reaktiven Astrozyten unterscheidet. Die Zellen sind deutlich größer als normale Astrozyten. Die Kerne wirken balloniert und hell, mit aufgelockertem, fein verteilt erscheinendem Chromatin. Typisch ist ein prominenter, klar abgesetzter Nukleolus, der in der Routinefärbung besonders auffällt.
Häufig finden sich zwei oder mehrere Zellkerne, was auf eine gestörte Zellteilung und den hohen metabolischen Stress hinweist. Das Zytoplasma ist vergleichsweise schmal und tritt gegenüber den auffälligen Zellkernen optisch zurück. In Spezialfärbungen wie der GFAP-Immunhistochemie wird die Astrozytenherkunft eindeutig erkennbar. Zusätzlich kann die Identifikation durch weitere Marker wie Glutamin-Synthetase oder p62 unterstützt werden. Die Zellen liegen bevorzugt in den Basalganglien, im Thalamus und in subkortikalen Kernen, können jedoch auch in der grauen Substanz der Großhirnrinde vorkommen.