Adrenomyeloneuropathie
Definition
Die Adrenomyeloneuropathie, kurz AMN, ist eine Unterform der Adrenoleukodystrophie (ALD). Es handelt sich um eine peroxisomale Stoffwechselerkrankung, die zu einer Demyelinisierung im Bereich des Rückenmarks führt.
Epidemiologie
Die AMN ist mit etwa 50 % die häufigste Verlaufsform der Adrenoleukodystrophien. Insgesamt handelt sich bei Adrenoleukodystrophien allerdings um seltene Erkrankungen mit einer Prävalenz von 1 zu 20.000 bis 1 zu 50.000.
Pathogenese
Die AMN wird, wie alle Adrenoleukodystrophien, X-chromosomal-rezessiv vererbt. Betroffene weisen Mutationen des ABCD1-Gens an Genlokus Xq28 auf dem X-Chromosom auf. Das ABCD1-Gen kodiert für das Transportprotein ALDP, das in der Membran von Peroxisomen lokalisiert ist und überlangkettige Fettsäuren ins Peroxisom transportiert. Bei Ausfall des Proteins werden die überlangkettigen Fettsäuren nicht adäquat abgebaut, akkumulieren und führen zu einer Demyelinisierung im Rückenmark. Dies verursacht die typischen Symptome der Erkrankung.
Symptome
Durch das X-chromosomale Vererbungsmuster sind vornehmlich Männer betroffen. Aber auch heterozygote Frauen können Symptome haben, meist in milderer Ausprägung.
Die AMN äußert sich vor allem durch das Vorhandensein spinaler Symptome, wie z.B.:
- spastische Paraparese der Beine
- Gangstörung
- Blasenentleerungsstörung
- Sensibilitätsstörungen
- periphere Polyneuropathie
- sexuelle Funktionsstörung
Die Krankheit ist meist langsam progredient. Im Verlauf kann eine zerebrale Beteiligung (z.B. kognitive Störungen) dazu kommen. Männliche Betroffene entwickeln in etwa 70 % der Fälle eine Nebennierenrindeninsuffizienz.
Diagnostik
Im Blut können überlangkettige Fettsäuren bestimmt werden. Durch eine molekulargenetische Untersuchung kann die zugrundeliegende Mutation des ABCD1-Gens nachgewiesen werden. Sie ist die einzige Möglichkeit, asymptomatische Trägerinnen zu identifizieren.
Mittels spinaler MRT-Untersuchung kann die spinale Atrophie detektiert werden.
Therapie
Eine kausale Therapie existiert aktuell (2023) nicht. Im Vordergrund steht eine multidisziplinäre symptomatische Behandlung.
Zum Teil wird empfohlen, durch eine Anpassung der Ernährungsweise die Aufnahme überlangkettiger Fettsäuren zur reduzieren. Dies soll die Krankheitsprogression verlangsamen.
Eine Nebenniereninsuffizienz wird mit Glukokortikoiden behandelt.
Prognose
Die AMN verläuft meist unkompliziert und schränkt die Lebenserwartung nicht wesentlich ein.
Quellen
- Hufschmidt et al., Neurologie compact, Thieme Verlag, 8. Auflage, 2020
- awmf-Leitlinie – Leukodystrophien und hereditäre Leukenzephalopathien im Erwachsenenalter, 2022
- ALD info, abgerufen am 01.06.2023
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