Nifurtimox
Handelsname: Lampit®
Synonym: Nifurtimoxum
Definition
Nifurtimox ist ein zur Wirkstoffgruppe der Antiprotozoika gehörender Arzneistoff, der zur Behandlung von parasitären Infektionen durch einzellige Erreger eingesetzt wird. Sein Anwendungsschwerpunkt liegt in der Behandlung der akuten Chagas-Krankheit. Derzeitige (2015) klinische Studien könnten zu weiteren Einsatzgebieten - beispielsweise in der Onkologie - führen.
Chemie
Nifurtimox ist eine aromatische Kohlenwasserstoffverbindung aus der Gruppe der Nitrofurane. Die IUPAC-Bezeichnung lautet (RS)-N-(3-methyl-1,1-dioxo-1,4-thiazinan-4-yl)- 1-(5-nitro-2-furyl)methanimin, die Summenformel C10H13N3O5S. Der Arzneistoff besitzt eine molare Masse von 287,29 g/mol. Bei Zimmertemperatur liegt Nifurtimox als Feststoff vor. Der Schmelzpunkt befindet sich bei ca. 181 °C.
Geschichte
Die Entwicklung von Nifurtimox geht auf die 1960er Jahre zurück. Federführend war hier das deutsche Pharmaunternehmen Bayer. Die Zulassung zur Therapie der Chagas-Krankheit erfolgte 1967, ehe der Wirkstoff in Deutschland wieder vom Markt genommen wurde - v. a. aufgrund mangelnder Nachfrage. Aus dem gleichen Grund stellte Bayer die Produktion 1997 ein. Seit dem Jahr 2000 erfolgt wieder eine regelmäßige Herstellung.
Wirkungsmechanismus
Der genaue Wirkungsmechanismus von Nifurtimox ist bislang nicht bekannt. Vermutlich entfaltet sich die antiparasitäre Wirkung durch Bildung freier Radikale, die von den Protozoen aufgenommen werden und diese schließlich abtöten. Nifurtimox wird durch die parasitäre Trypanothion-Reduktase reduziert.
Pharmakologie
Bei peroraler Gabe zeigt Nifurtimox eine gute Resorbierbarkeit und Metabolisierung. Es kann als Alternative zu Melarsoprol bei Resistenzproblemen eingesetzt werden. Nifurtimox in Kombinationstherapie mit Eflornithin (NECT-Schema) wurde in die "Essential Drug List" der WHO aufgenommen. Als weitere Alternative wird seit 2009 Fexinidazol von der DNDi (Drugs for Neglected Disease Initiative) entwickelt und hat Phase I der klinischen Studien zur Bekämpfung der Chagas-Krankheit erfolgreich bestanden.
Indikationen
Hauptindikation ist die in Lateinamerika vorkommende Chagas-Krankheit, eine Infektion durch Trypanosoma cruzi. Während bei der akuten Form zumeist sehr gute Therapieerfolge erzielt werden, ist ein Effekt bei der chronischen Chagas-Krankheit nicht belegt.
Nebenwirkungen
- Müdigkeit
- Reizbarkeit
- psychische Veränderungen
- Gewichtsverlust
- Magersucht
- Erbrechen
- Durchfall
- Übelkeit
- Neurotoxizität, periphere Polyneuropathie
Tierversuche deuten auf eine stark toxische Wirkung an bestimmten Organen (Nebenniere, Dickdarm, Speiseröhre, Eierstöcke) hin. Auch eine potenziell kanzerogene Wirkung wird vermutet.
Kontraindikationen
- Unverträglichkeit gegenüber dem Wirkstoff
- Schwangerschaft
Weitere Entwicklung
Klinisch erprobt wird derzeit (2015) ein Einsatz vom Nifurtimox als Kombinationspräparat mit Eflornithin gegen späte Stadien der Westafrikanischen Schlafkrankheit. Ebenso scheint das Antiprotozoikum eine wachstumshemmende Wirkung auf Medulloblastome und Neuroblastome aufzuweisen. Dieser Effekt wurde durch Zufall bei einer auf die Chagas-Krankheit hin behandelten Patientin festgestellt.