Stuhl
Synonyme: Faeces, Fäzes, Kot
Englisch: feces, stool
Zusammensetzung
Die genaue Zusammensetzung des Stuhls ist variabel und hängt unter anderem von Ernährungsgewohnheiten und der Darmfunktion ab. Stuhl besteht in der Regel zu über 75 % aus Wasser. Die verbleibende Trockenmasse setzt sich zu über 80 % aus organischen Verbindungen unterschiedlicher Herkunft zusammen:
- Mikroorganismen der Darmflora, mehrheitlich lebende oder abgestorbene Bakterien (ca. 25 bis 30%, nach manchen Quellen auch bis zu 54 %)
- Nahrungsbestandteile, die nicht verdaut wurden oder primär unverdaulich sind (Ballaststoffe, Fette, Stärke)
- abgeschilferte Epithelzellen
- Sekrete des Verdauungstraktes
Der unangenehme Geruch entsteht durch Faulgase und Gärungsprodukte wie Skatol, Indol und diverse Sulfide.
Physiologie
Die pro Tag gebildete und ausgeschiedene Stuhlmenge variiert von Mensch zu Mensch erheblich und hängt maßgeblich von der Ernährung ab, wobei 100 bis 500 g pro Tag als physiologisch anzusehen sind. Kleinere Mengen findet man bei schlackenarmer Kost (z.B. Fast food), größere bei zellulose- und ballaststoffreicher Ernährung (z.B. Vegetarier). Den Ausscheidungsprozess selbst bezeichnet man als "Stuhlgang" oder "Defäkation".
Pathophysiologie
Eine Stuhlmenge von mehr als als 500 g pro Tag bei mehr als 3 Entleerungen und verminderter Konsistenz des Stuhls bezeichnet man als Diarrhoe (Durchfall). Im Extremfall können bis zu 40 Entleerungen pro Tag bei sehr dünner Konsistenz (Reiswasserdurchfall) beobachtet werden (z.B. bei Cholera).
Unregelmäßigkeiten in der Stuhlentleerung im Sinne einer Verminderung bezeichnet man als Obstipation (Verstopfung).
Klinik
Stuhlanamnese
Die Stuhlanamnese ist ein wichtiger Bestandteil der allgemeinen Anamnese, der eine erste Orientierung über den Funktionszustand des Gastrointestinaltrakts liefert. Erfragt werden u.a.:
- Stuhlkonsistenz: dünnflüssig bzw. breiig bei Diarrhoe, hart bei Obstipation, Fettstuhl bei Fettresorptionsstörungen
- Stuhlfrequenz: normal, erhöht oder erniedrigt
- Stuhlfarbe: acholisch bei Gallenstau, schwarz als Teerstuhl, glänzend und grau als Fettstuhl
- Stuhlform: geformt - ungeformt, Bleistiftstuhl bei Stenosen
- Stuhlgeruch: übelriechend bei Fäulnisdyspepsie, scharf bei Gärungsdyspepsie, beides meistens verursacht durch eine abnormale Keimbesiedlung im Colon
- Stuhlgewicht: erhöht bei Malabsorption, Zöliakie, Fettstuhl
- Besonderheiten:
- Schmerzen beim Stuhlgang
- Nahrungsmittelreste bei gestörter Verdauung bzw. Enzymmangel
- Würmer oder Wurmeier bei Befall mit Parasiten
- Schleim bei Colon irritabile, Enteritis
- Blutauflagerungen
- Eiter
- "Membranen"
Eine systematische Erfassung der Stuhleigenschaften kann mit Hilfe der Bristol-Stuhlformen-Skala erfolgen. Zum Erfassen der Stuhlfrequenz wird ein Stuhlprotokoll angefertigt.
Stuhlbetrachtung
Die Inspektion des Stuhls durch den Arzt (Koproskopie) kann - insbesondere bei unklaren anamnestischen Angaben - weitere wertvolle Informationen liefern. Man achtet dabei grundsätzlich auf dieselben Parameter, die im Rahmen der Anamnese abgefragt werden.
Stuhldiagnostik
- Test auf okkultes Blut im Stuhl (z.B. iFOBT)
- Stuhlfettbestimmung nach Van de Kamer
- i.v.-Injektion von 131I-PVP (Gordon-Test) oder 51Cr-Albumin und Messung der Exkretion im Stuhl, v.a. bei Verdacht auf exsudative Enteropathie
- α1-Antitrypsin-Clearance
- Enzymausscheidung: Chymotrypsintest bei Pankreasinsuffizienz
- Bakteriologische Untersuchung