Noradrenalin
von lateinisch: glandula adrenalis - Nebenniere
Synonyme: Norepinephrin, NE, Arterenol, Levarterenol
Englisch: noradrenaline, norepinephrine
Definition
Noradrenalin ist ein zur Gruppe der Katecholamine gehöriger Neurotransmitter.
Chemie
Noradrenalin hat die Summenformel C8H11NO3 und eine molare Masse von 169,18 g/mol.
Metabolismus
Synthese
Noradrenalin kann im menschlichen Organismus aus den Aminosäuren Phenylalanin beziehungsweise Tyrosin synthetisiert werden. Die für die Synthese benötigten Reaktionsschritte laufen außer im Nebennierenmark auch in den postsynaptischen (noradrenergen) Neuronen des Sympathikus und in verschiedenen Nervenzellen des Gehirns (beispielsweise im Locus coeruleus) ab.
Im ersten Schritt der Noradrenalin-Biosynthese wird das Tyrosin-Molekül am C3-Atom mit einer zweiten Hydroxylgruppe ausgestattet und liegt damit als 3,4-Dihydroxyphenylalanin (DOPA) vor. Danach decarboxyliert das Enzym DOPA-Decarboxylase das entstandene Molekül zum biogenen Amin Dopamin. Durch die Hydroxylierung der Seitenkette mit Hilfe der Dopamin-Hydroxylase entsteht schließlich Noradrenalin; bei diesem Reaktionsschritt ist Ascorbinsäure als Cofaktor beteiligt.
Abbau
Noradrenalin kann nach Ausschüttung in den synaptischen Spalt teilweise wieder vom präsynaptischen Neuron aufgenommen werden. Besonders das aus der Nebenniere freigesetzte Hormon muss jedoch enzymatisch inaktiviert werden. Dieser Schritt wird von zwei Enzymen vermittelt:
- Catechol-O-Methyltransferase (COMT): Übertragung einer Methylgruppe von S-Adenosyl-Methionin auf Katecholamine
- Monoaminoxidase (MAO): Desaminierung zu Vanillinmandelsäure, die im Urin nachgewiesen werden kann.
Funktion
Noradrenalin entfaltet seine Wirkung im menschlichen Organismus an sogenannten Adrenozeptoren, besonders den α-Rezeptoren, in geringerem Umfang an β-Rezeptoren (Herz, Lunge). Noradrenalin ist der hauptsächliche Neurotransmitter des Sympathikus, wirkt nach Ausschüttung aus dem Nebennierenmark aber auch als Hormon. Noradrenalin kontrahiert die Widerstands- und Kapazitätsgefäße, dilatiert die Koronararterien und steigert den Blutdruck. Am Herz wirkt es positiv chronotrop, dromotrop, inotrop, bathmotrop und lusitrop – jedoch deutlich geringer als Adrenalin, da die Affinität von Noradrenalin zu β-Rezeptoren wesentlich schwächer ausgeprägt ist. Das Gleiche gilt für die Wirkung an den Bronchien. Der positive chronotrope Effekt von Noradrenalin wird auch durch die Stimulation der Barorezeptoren (Reflexbradykardie) abgeschwächt, wodurch es nur zu einer geringen Erhöhung der Herzfrequenz kommt.[1]
Pathophysiologie
Eine Überproduktion von Noradrenalin kann beim sogenannten Phäochromozytom vorkommen, dessen Leitsymptome Hypertonie, Schweißausbrüche, Kopfschmerzen und Tachykardie sind.
Darüber hinaus sind verschiedene Defekte der Enzyme des Noradrenalin-Stoffwechsels beschrieben.
Pharmakologie
Noradrenalin findet Verwendung in der Notfall- und Schocktherapie; es dient vor allem der akuten Hebung des Blutdruckes.
Quelle
- ↑ Westphal et al. Therapie mit vasoaktiven Substanzen. 2010