Peritoneum
von altgriechisch: περί- ("perí-") - um, herum; τόνος ("tónos") - gespannt bzw. περιτόνιον ("peritóneion") - Bauchfell
Synonym: Bauchfell
Englisch: peritoneum
Definition
Das Peritoneum oder Bauchfell ist eine seröse Haut, die mit ihren beiden Blättern die Peritonealhöhle (Cavitas peritonealis) auskleidet und so eine relativ reibungslose Verschiebbarkeit der Organe gewährleistet.
Anatomie
Einteilung
Man unterscheidet:
- Peritoneum parietale (parietales Blatt): Es kleidet die Bauchwand von innen aus.
- Peritoneum viscerale (viszerales Blatt): Es umkleidet Teile der Bauchorgane.
Die beiden Blätter des Peritoneums stehen über die Mesenterien miteinander in Verbindung. Die Gesamtfläche des Bauchfells beim Erwachsenen liegt zwischen 1,6 und 2,0 m². Im Bereich des kleinen Beckens bezeichnet man das Bauchfell als Peritoneum urogenitale.
Innervation
Unmittelbar unterhalb des Zwerchfells wird das Peritoneum parietale vom Nervus phrenicus somatosensibel innerviert, ansonsten von sensiblen Fasern der segmentalen Spinalnerven (Nervi spinales). Das Peritoneum viscerale wird von viszeroafferenten Fasern versorgt, die gemeinsam mit sympathischen Nervenfasern laufen und ist - mit Ausnahme von Leber und Gallenblase - nicht somatosensibel innerviert.
Besondere Strukturen
An der vorderen Bauchwand wirft das Peritoneum fünf Längsfalten auf:
- die linke und rechte Plica umbilicalis lateralis
- die linke und rechte Plica umbilicalis medialis
- die mittig verlaufende Plica umbilicalis mediana
Zwischen Bauchwand, Bauchorganen und Mesenterien befinden sich zahlreiche Bauchfelltaschen.
Topographie
In Bezug auf das Peritoneum werden verschiedene anatomische Räume definiert. Die durch das parietale Blatt umschlossene Peritonealhöhle selbst wird auch als Intraperitonealraum bezeichnet. Von ihm grenzt sich der Extraperitonealraum ab, der - vom Bauchraum aus gesehen - jenseits des Peritoneums liegt. Entsprechend spricht man von intraperitoneal oder extraperitoneal gelegenen Bauchorganen. Der Extraperitonealraum kann wiederum in drei Anteile untergliedert werden:
- Retroperitonealraum: Der Bindegewebsraum dorsal des Peritoneum parietale, in dem u.a. die Bauchaorta und die Nieren liegen.
- Präperitonealraum: Der Raum zwischen dem parietalen Blatt des Peritoneums und dem Rest der vorderen Bauchwand.
- Subperitonealraum: Der Bindegewebsraum unterhalb des Peritoneums, in dem u.a. die Harnblase, das Rektum, die Prostata, die Cervix uteri und die Vagina liegen.
Histologie
Histologisch weist das Peritoneum wie andere seröse Häute als oberste Schicht ein sekretorisches und resorptives Mesothel (Lamina epithelialis serosae) auf. Die Mesothelzellen sind durch Zonulae adhaerentes und occludentes verbunden. Apikal sind die Zellen dicht mit einem Saum aus Mikrovilli besetzt, der eine erhebliche Oberflächenvergrößerung bewirkt. Die darunterliegende dünne Bindegewebeschicht wird als Lamina propria serosae bezeichnet. Unter dem Mikroskop sind bei Standardfärbungen meist nur die Zellkerne der Mesothelzellen sichtbar.
Als dritte Schicht findet sich eine zusätzliche bindegewebige Verschiebeschicht, die Tela subserosa. Sie enthält Fettzellen, Blut- und Lymphgefäße sowie zahlreiche Nozizeptoren.
Eine strukturelle Besonderheit des Peritoneums sind die Maculae lacteae, im Deutschen als "Milchflecken" bezeichnet. Sie befinden sich in der Lamina propria. Die Maculae lacteae sind Zellaggregate aus Makrophagen, B-Lymphozyten und T-Lymphozyten sowie vereinzelten Mast- und Plasmazellen. Dieses lymphatische Gewebe tritt vermehrt im Bereich des Omentum majus auf.
Physiologie
Das Peritoneum sezerniert und reabsorbiert die Peritonealflüssigkeit, ein visköses Sekret, das die Reibung an seiner Oberfläche herabsetzt und so die Bewegungen der intraperitonealen Bauchorgane gegeneinander erleichtert. Die Sekretmenge beträgt unter physiologischen Bedingungen nur etwa 50-70 ml.
Darüber hinaus übt das Peritoneum eine wichtige immunologische Funktion aus. Im Bereich der Maculae lacteae ist das Mesothel durchlässig, so dass die Zellen des lymphatischen Gewebes in der Lamina propria mit der Peritonealflüssigkeit in direktem Kontakt stehen. Antigene in der Peritonealflüssigkeit können so erkannt und phagozytiert werden. Aus den Milchflecken werden sie über feine Lymphgefäße abtransportiert. Ebenso ist die Migration von Makrophagen aus den Milchflecken in die Peritonealhöhle möglich.
Klinik
Leckagen des Gastrointestinaltrakts, aber auch andere Ursachen, führen zu einer schmerzhaften Entzündung des Peritoneums, die als Peritonitis bezeichnet wird.
Eine vermehrte Produktion von Peritonealflüssigkeit löst einen Aszites aus. Die relativ große Oberfläche des Peritoneums und seine Fähigkeit zur Stoffabsorption nutzt man im Rahmen der Peritonealdialyse.
Maligne Tumoren können über die Peritonealhöhle metastasieren, was zu einer Peritonealkarzinose führt. Seltener kann sich ein Tumor direkt aus dem Bauchfell entwickeln, man spricht dann von einem primären Peritonealkarzinom (PPC).
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