Talkum: Unterschied zwischen den Versionen
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* als Gleitmittel bei der [[Tablette]]nherstellung | * als Gleitmittel bei der [[Tablette]]nherstellung | ||
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==Toxikologie== | ==Toxikologie== | ||
Bereits in den 1970er Jahren wurden in Talkumproben [[Asbest]]fasern nachgewiesen. Die [[Kontamination]] von Talk mit Asbest wurde durch die [[Internationale Agentur für Krebsforschung]] (IARC) 2009 als [[karzinogen]] für den Menschen (Gruppe 1) eingestuft. Trotz der Herstellung asbestfreier talkumhaltiger Erzeugnisse wurde die [[Perineal|perineale]] Anwendung von [[Körperpuder]] auf Talkbasis 2006 durch IARC als möglicherweise krebserregend (Gruppe 2b) eingestuft. Die neue Einstufung (2024) der IARC aller (nicht Asbest-haltigen) Talkprodukte in die Gruppe 2a (möglicherweise krebserregend) beruht auf Studien, in denen Frauen, die regelmäßig Talkpuder im Dammbereich benutzt hatten, häufiger an einem [[Ovarialkarzinom]] erkrankt sind. Eine erhöhte Rate dieser [[Malignom|Malignome]] ist auch bei Frauen aufgetreten, die beruflich in der Zellstoff- und Papierindustrie mit Talkum exponiert sind.<ref>[https://www.iarc.who.int/wp-content/uploads/2024/07/pr352_E.pdf IARC Monographs evaluate the carcinogenicity of talc and acrylonitrile. IARC Monographs Volume 136]. Pressemitteilung Nr. 352 am 05.07.2024 - [https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/152776 Referat Dtsch Ärzteblatt 08.07.2024]</ref> Ein Gericht in Los Angeles hat einer langjährigen Anwenderin von Talkumpuder im Genitalbereich, die an einem Ovarialkarzinom erkrankt war, einen Schadenersatz von 417 Millionen US-Dollar zugesprochen. | |||
Bei [[Inhalation]] von Talkumpulver kann es zu [[Entzündung]]en in den [[Atemwege]]n kommen, die [[Fremdkörpergranulom]]e auslösen. Besonders bei offenen [[Wunde]]n kann es auch auf der [[Haut]] zu einer Granulombildung kommen, wenn zu grobkörniges Puder (Partikelgröße > 100 µm) angewendet wird. | |||
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Aktuelle Version vom 9. Juli 2024, 10:35 Uhr
Synonyme: Talk, Steatit, Speckstein, Magnesiumsilikathydrat
Englisch: talc
Definition
Talkum ist ein Schichtsilikat mit der chemischen Zusammensetzung Mg3[Si4O10(OH)2].
nicht zu verwechseln mit: Talg
Medizinische Bedeutung
Talkum wird in der Medizin u.a. wie folgt eingesetzt:
- zur Pleurodese. Das hierfür verwendete Talkum wird speziell hergestellt, ist steril, garantiert asbestfrei und besitzt eine definierte Korngröße, um die Migration des Talkumpulvers in andere Gewebe zu vermeiden.
- als Gleitmittel bei der Tablettenherstellung
- als Pudergrundlage
Toxikologie
Bereits in den 1970er Jahren wurden in Talkumproben Asbestfasern nachgewiesen. Die Kontamination von Talk mit Asbest wurde durch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) 2009 als karzinogen für den Menschen (Gruppe 1) eingestuft. Trotz der Herstellung asbestfreier talkumhaltiger Erzeugnisse wurde die perineale Anwendung von Körperpuder auf Talkbasis 2006 durch IARC als möglicherweise krebserregend (Gruppe 2b) eingestuft. Die neue Einstufung (2024) der IARC aller (nicht Asbest-haltigen) Talkprodukte in die Gruppe 2a (möglicherweise krebserregend) beruht auf Studien, in denen Frauen, die regelmäßig Talkpuder im Dammbereich benutzt hatten, häufiger an einem Ovarialkarzinom erkrankt sind. Eine erhöhte Rate dieser Malignome ist auch bei Frauen aufgetreten, die beruflich in der Zellstoff- und Papierindustrie mit Talkum exponiert sind.[1] Ein Gericht in Los Angeles hat einer langjährigen Anwenderin von Talkumpuder im Genitalbereich, die an einem Ovarialkarzinom erkrankt war, einen Schadenersatz von 417 Millionen US-Dollar zugesprochen.
Bei Inhalation von Talkumpulver kann es zu Entzündungen in den Atemwegen kommen, die Fremdkörpergranulome auslösen. Besonders bei offenen Wunden kann es auch auf der Haut zu einer Granulombildung kommen, wenn zu grobkörniges Puder (Partikelgröße > 100 µm) angewendet wird.
Quellen
- ↑ IARC Monographs evaluate the carcinogenicity of talc and acrylonitrile. IARC Monographs Volume 136. Pressemitteilung Nr. 352 am 05.07.2024 - Referat Dtsch Ärzteblatt 08.07.2024