Varikozele
Synonyme: Hodenkrampfader, Krampfaderbruch
Englisch: varicocele
Definition
Die Varikozele ist eine durch Insuffizienz der Venenklappen entstandene, krankhafte Erweiterung und Verlängerung des Plexus pampiniformis. Durch ihren rechtwinkligen Einmündungsverlauf in die linke Vena renalis, ist die Vena testicularis sinistra zur Zelenausbilung prädisponiert.
Epidemiologie
Etwa 20% aller erwachsenen Männer sind betroffen. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr.
Ätiopathogenese
Aufgrund ihrer unterschiedlichen Genese unterscheidet man zwischen:
- idiopathischer Varikozele
- symptomatischer Varikozele
Die idiopathische Varikozele wird begünstigt durch venöse Klappendefekte (fehlende Klappen, Venenklappeninsuffizienz), angeborene "Gefäßwandschwäche" und venöse Abflussstörungen bei erhöhtem hydrostatischen Venendruck.
Die symptomatische Varikozele wird ausgelöst durch Komprimierung der Venae testiculares durch extraperitoneale Tumoren oder retroperitoneale Lymphome.
Bei aufrechter Körperhaltung kommt es zur Umkehr des venösen Blutflusses in den Testicularvenen und zum anschliessenden venösen Rückstau im Plexus pampiniformis, der als Varikozelenkonvolut imponiert. Während die idiopathische Varikozele bei Lageänderung in die Horizontale, durch Vermindung des hydrostatischen Drucks, verschwindet, bleibt die symptomatische Varikozele bestehen.
Einteilung
Die Ausprägung der Varikozele wird folgendermaßen eingeteilt:
- Grad I: die Varikozele ist nur beim Pressversuch (sog. Valsalva-Manöver) tastbar
- Grad II: die Varikozele ist ohne Provokation tastbar
- Grad III: die varikösen Veränderungen der Skrotalvenen sind sichtbar
Symptomatik
Die Varikozele macht oftmals keine Beschwerden. Selten berichten Patienten über ziehende Schmerzen und unangenehmes Schweregefühl im Skrotum.
Diagnostik
- Inspektion und Palpation des Skrotums
- Ausschluss einer symptomatischen Varikozele durch Sonographie des venösen Abflussgebietes und der Nieren
- Spermiogramm: bei ca. 25% der betroffenen Patienten besteht eine eingeschränkte Fertilität, da durch die venöse Stase und die damit verbundene, relative Erwärmung des Hodens, die Spermiogenese beeinträchtigt wird. Klinisch zeigt sich das Bild einer Oligo-Asthenoteratozoospermie (sog. OAT-Syndrom) mit verminderter Dichte, erniedrigter Motilität und erhöhter Fehlformenrate der Spermien.
Therapie
Die Indikation zur operativen Behandlung ist bei schmerzhaften Varikozelen, verminderter Samenqualität bis zur Infertilität und bei kosmetischem Leiden zu stellen. Geeignete Therapieverfahren sind:
- Hohe Ligatur der Vena testicularis interna (Operation nach Bernardi)
- Hohe Ligatur der Vasa spermatica (Operation nach Palomo)
- retrograde Sklerosierung
- antegrade Varikozelensklerosierung (nach Tauber)
um diese Funktion zu nutzen.