Uterustransplantation
Englisch: uterus transplantation
Definition
Bei der Uterustransplantation, kurz UTx, wird eine gesunde Gebärmutter (Uterus) von einer Spenderin in einen anderen Organismus (Empfänger) chirurgisch übertragen.
Geschichte
Nach über zwei Jahrzehnten der Grundlagenforschung und tierexperimentellen Studien wurde 2012 der erste UTx-Versuch am Menschen gestartet. Im September 2014 kam das weltweit erste „UTx-Baby“ zur Welt. 2016 wurde in Deutschland die erste erfolgreiche Uterustransplantation durchgeführt, und 2019 wurden am Universitätsklinikum Tübingen die ersten beiden Kinder von Frauen mit transplantiertem Uterus geboren. Bis Dezember 2024 wurden schätzungsweise über 140 Uterustransplantationen durchgeführt, aus denen mehr als 70 Geburten hervorgingen.
Indikation
Eine UTx wird bei Frauen mit Kinderwunsch und schwerer uteriner Infertilität angewendet. Diese kann sowohl auf angeborene Fehlbildungen der Gebärmutter als auch auf eine zuvor medizinisch indizierte Hysterektomie zurückzuführen sein. Angeborene Fehlbildungen entstehen durch Störungen in der Entwicklung, Bildung oder Verschmelzung der Müller-Gänge und betreffen etwa 5–7 % der weiblichen Bevölkerung.
Die Mehrheit der weltweiten Gebärmutterempfängerinnen leidet am Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom (MRKHS).
Ablauf
Eine UTx setzt ein aufwändiges Selektionsverfahren voraus. Nur bei einem kleinen Teil der Frauen überwiegt der potentielle Nutzen die möglichen Risiken. Die Transplantation kann entweder mit einem Organ einer Lebendspenderin oder einer verstorbenen Spenderin erfolgen.
Je nach Spendetyp unterscheidet sich das chirurgische Vorgehen: Bei verstorbenen Spenderinnen wird die Hysterektomie grundsätzlich mittels Laparotomie durchgeführt. Bei lebenden Spenderinnen kann sie sowohl offen chirurgisch (Laparotomie) als auch roboterassistiert laparoskopisch erfolgen.
Erfolg
Im Gegensatz zu anderen Organtransplantationen gilt eine UTx erst nach einem längeren Zeitraum als erfolgreich. Dabei steht nicht nur der chirurgische Erfolg – also die Lebensfähigkeit und Funktionstüchtigkeit des transplantierten Organs – im Vordergrund, sondern der Reproduktionserfolg, der erst mit der Geburt eines gesunden Kindes erreicht ist.
Risiken und Komplikationen
Zu den Risiken für die Empfängerin zählen neben den allgemeinen Operationsrisiken der Transplantation auch die Risiken möglicher nachfolgender Eingriffe (z.B. Kaiserschnitt zur Entbindung), das Risiko eines Transplantatversagens sowie die notwendige Einnahme von Immunsuppressiva, die unter anderem eine Nephrotoxizität verursachen können. Bei einer Lebendspende sind zusätzlich die Risiken der Hysterektomie für die Spenderin zu berücksichtigen.
Darüber hinaus wurden Schwangerschaftskomplikationen beobachtet. Auffälligkeiten oder Entwicklungsverzögerungen bei den lebendgeborenen Kindern wurden bislang (2025) nicht festgestellt.
Quellen
- Brännström et al. Uterus transplantation: A clinical breakthrough after systematic preclinical research. Reprod Med Biol. 24(1):e12636. 2025
- Testa et al. Uterus Transplant in Women With Absolute Uterine-Factor Infertility. JAMA. 332(10):817-824. 2024