Urin-pH
Englisch: urine pH
Definition
Der Urin-pH ist ein Maß für die Wasserstoffionenkonzentration im Urin und beschreibt, ob dieser sauer, neutral oder alkalisch reagiert. Er dient als Indikator für den Säure-Basen-Status des Körpers und kann diagnostische Hinweise auf Stoffwechselstörungen, Ernährungsgewohnheiten, Harnsteinerkrankungen oder Harnwegsinfektionen geben.
Referenzbereich
Physiologie
Der pH-Wert des Urins kann physiologisch schwanken, abhängig von Faktoren wie Ernährung, Tageszeit und Geschlecht. Frauen zeigen im Durchschnitt einen etwas höheren Urin-pH als Männer. Fleischhaltige Ernährung macht den Harn saurer, pflanzenreiche Kost alkalischer. Nur frisch gewonnener Urin ist aussagekräftig, da in vitro rasch eine Alkalisierung durch Ammoniakbildung erfolgt.
Pathophysiologie
Harnsteine
Harnsteine, die leichter im sauren Urin entstehen, sind Uratsteine (Harnsäuresteine) und Cystinsteine. Im alkalischen Urin entstehen Calciumphosphatsteine und Struvitsteine (Magnesium-Ammonium-Phosphat). Phosphathaltige Steine kristallisieren bevorzugt bei einem erhöhten Urin-pH, da die Löslichkeit von Phosphat im alkalischen Milieu abnimmt.
Harnwegsinfektionen
Bei Harnwegsinfektionen beeinflusst der Urin-pH die Pathogenese und das Erregerspektrum. Ein alkalischer Urin-pH entsteht häufig durch ureasebildende Bakterien wie Proteus mirabilis, die Harnstoff zu Ammoniak spalten und so den pH-Wert erhöhen. Dies fördert die Bildung von Struvitsteinen und ist mit einer höheren Prävalenz sogenannter "Infektsteine" assoziiert.
Im Gegensatz dazu zeigen Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae eine erhöhte Pathogenität bei saurem Urin-pH.
Der pH-Wert des Urins beeinflusst auch die Wirksamkeit einiger Antibiotika bei Harnwegsinfektionen.
Pharmakologie
Alkalisierung
Gute Evidenz für die Alkalisierung des Urins besteht bei der Prävention und Therapie von Harnsäure- und Cystinsteinen, da ein erhöhter Urin-pH die Löslichkeit dieser Substanzen deutlich verbessert und die Steinbildung hemmt. Hierfür werden meist Kaliumcitratverbindungen verwendet.
Ansäuerung
Die Ansäuerung des Urins ist therapeutisch selten indiziert, die Evidenz hierfür ist begrenzt. Bei 24-Stunden-Harnsammlungen wird für die Metanephrin-Diagnostik der Harn mit HCl in vitro angesäuert, um die Stabilität der Katecholamine zu gewährleisten.
Literatur
- Wagner CA, Mohebbi N. Urinary pH and stone formation. J Nephrol. 2010 Nov-Dec;23 Suppl 16:S165-9. PMID: 21170875.
- Yang L, Wang K, Li H, Denstedt JD, Cadieux PA. The influence of urinary pH on antibiotic efficacy against bacterial uropathogens. Urology. 2014 Sep;84(3):731.e1-7. doi: 10.1016/j.urology.2014.04.048. PMID: 25168568.