Triebtheorie
Definition
Die Triebtheorie ist eines der zentralen Konzepte der Psychoanalyse von Sigmund Freud. Demnach wird der Mensch unbewusst von Urtrieben angetrieben, die vor allem Einfluss auf die psychosexuelle Entwicklung nehmen.
Hintergrund
Die Triebtheorie geht in andere Einzeltheorien der Psychoanalyse über, beispielsweise in das Strukturmodell von Freud. Laut diesem existieren in der menschlichen Psyche drei Strukturen: das Ich, das Über-Ich und das Es, wobei das Es dem Trieb- und Lustprinzip folgt.
Freud formulierte die Theorie, dass ein Großteil der psychischen Vorgänge im Unbewussten stattfindet. Eine wichtige Rolle spielen dabei sogenannte Triebe.
Triebe haben laut Freud eine somatische Quelle (Reiz) und motivieren letztlich ein Verhalten, das den Reizzustand behebt und so den Trieb befriedigt. Dabei treten die gleichen Triebe immer wieder auf und führen somit wiederholt zu einem Verhalten, das die entsprechenden Reizzustände beendet.
Anteile des Triebes | Beschreibung | Beispiel |
---|---|---|
Reizquelle | Somatisches Phänomen, das einen Reizzustand hervorruft | Ausgetrockneter Körper bei Hitze |
Drang | Psychische Repräsentation des Reizes | Durst |
Objekt | Wird benötigt, um den Reizzustand zu beheben | Wasser |
Ziel | Handlung, die letztlich zur Auflösung des Triebs führt | Suche nach Wasser, trinken |
Die Triebtheorie wurde durch Freud selbst mehrfach angepasst. Allen Varianten gemein ist der dualistische Charakter der Triebe, es stehen sich also immer zwei Triebe gegenüber.
Zwei der von Freud erarbeiteten Modelle gelten als besonders wichtig:
1. Konzeption (1905)
In diesem Modell stehen sich der Sexualtrieb auf der einen Seite und der Selbsterhaltungstrieb sowie Ich-Triebe auf der anderen Seite gegenüber. Freud definiert den Begriff der Sexualität jedoch relativ breit, sodass auch Freundschaften und Liebe darunter fallen.
Der Selbsterhaltungstrieb beinhaltet Handlungen wie z.B. Ernährung oder Schutz vor Kälte und Hitze.
Es entsteht ein Konflikt aus dem Verlangen des Sexualtriebes und der Selbsterhaltung bzw. den Abwehrmechanismen durch das Ich. Kann dieser Konflikt nicht aufgelöst werden, entsteht laut Freud eine Neurose.
2. Konzeption (1920)
Freud gelangt nach Einführung des Narzissmus zu der Überzeugung, dass das Ich nicht, wie vorher von ihm angenommen, dem Sexualtrieb (Libido) gegenübersteht. Er geht nun vielmehr davon aus, dass das Ich selbst Eigenschaften der Libido hat.
Aus dieser Erkenntnis entwickelt Freud die weiterführende dualistische Triebtheorie. Die konkurrierenden Triebe sind dabei der Lebenstrieb (Eros) und der Todestrieb (Thanatos). Der Sexualtrieb und der Selbsterhaltungstrieb sind beide dem Lebenstrieb zugeschrieben. Dabei ist es das Ziel des Eros, das Selbst zu erhalten und nach größerer Einheit zu streben. Der Thanatos dagegen strebt nach einer Auflösung der Einheit. Er wird auch als Aggressions- oder Selbstzerstörungstrieb beschrieben.
Literatur
- Dorsch Lexikon der Psychologie – Triebtheorie nach Freud, abgerufen am 05.10.2023
- Psychologie Universität Heidelberg – Die Theorie von Freud, abgerufen am 05.10.2023
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