Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Synonym: Narzissmus
Englisch: narcissistic personality disorder
Definition
Als narzisstische Persönlichkeitsstörung wird eine andauernde und grundlegende Störung des Selbstwertgefühls bezeichnet. Dabei wird oft das eigene Selbst innerlich abgelehnt, während sich der Narzisst nach außen übertrieben selbstbewusst gibt. Der Patient strebt ständig nach Aufmerksamkeit und Anerkennung.
- ICD10-Code: F60.8
Epidemiologie
Die Häufigkeit in der Gesamtbevölkerung liegt je nach verwendeten Diagnosekriterien bei 0,5-2,5%. Narzisstische Persönlichkeitszüge finden sich jedoch viel häufiger in der Bevölkerung.
Ätiologie und Pathogenese
Folgende Ursachen könnten zur Entwicklung einer narzisstischen Persönlichkeit beitragen:
- Erziehung (Eltern bestätigen das Kind nicht in seinen Grundbedürfnissen nach Anerkennung und Bewunderung)
- Fehlerhafte soziale Lernvorgänge in der Kindheit
- elterliche Neigung zur Instrumentalisierung der Kinder für eigene Bedürfnisse
Symptome
- Größengefühl in Bezug auf die eigene Bedeutung
- Übermäßige Beschäftigung mit Phantasien bezüglich Geld, Macht, Schönheit, idealer Liebe etc.
- Überzeugung einen besonderen Status zu haben und einmalig zu sein (der Narzisst hält sich deswegen auch bevorzugt nur in Gesellschaft von Menschen mit ebenfalls hohem Status auf)
- Bedürfnis nach übermäßiger Selbstbestätigung und Bewunderung
- hohe Ansprüche
- Arrogante und hochmütige Verhaltensweisen
- Gefühl von innerer Leere und Sinnlosigkeit
- Störung des Identitätsgefühls
- ausgeprägte Selbstwertdefizienz, Minderwertigkeitsgefühle (wird meist durch übertriebene Selbstsicherheit kompensiert)
- emotional distanzierte Beziehungen
- Erhöhte Verletzlichkeit und Kränkbarkeit
- Unsicherheit und Misstrauen gegenüber anderen Menschen
- Mangel an Empathie
- Angst vor negativer Beurteilung durch andere
- evtl. Auftreten von wahnhaften Störungen mit Größenideen
Differentialdiagnose
Differentialdiagnostisch kommen folgende Erkrankungen in Betracht:
- Borderline-Persönlichkeitsstörung (die narzisstische Persönlichkeit ist insgesamt Ich-stärker und sozial anpassbarer als die Borderline-Störung)
- Histrionische Persönlichkeitsstörung
- Antisoziale Persönlichkeitsstörung
- Manie/hypomane Episode
Therapie
Der Patient ist im Alltag meist gut angepasst und sucht eine Psychotherapie in der Regel nur selten von selbst auf. Meistens veranlasst die sogenannte narzisstische Krise, bei der das Weltbild des Narzissten zusammenzubrechen droht, zum Beginn einer Psychotherapie. Auch können mit der ursächlichen Erkrankung in Zusammenhang stehende Konflikte den Patienten dazu bringen, eine Therapie zu beginnen (Beziehungskrisen, Gefühl von innerer Leere, depressive Verstimmungen, Suizidalität).
Im Zentrum der Therapie stehen sowohl psychodynamische als auch verhaltenstherapeutische Ansätze. Der Schwerpunkt der therapeutischen Arbeit sollte auf einer Verbesserung der Interaktions- und Empathiefähigkeit liegen. Darüber hinaus können Beratungen und regelmäßiges Coaching hilfreich sein.