Trialog
Definition
Der Trialog bezeichnet in der Psychiatrie und Psychologie einen strukturierten, nicht-therapeutischen Austausch zwischen den Betroffenen psychischer Erkrankungen, ihren Angehörigen bzw. Bezugspersonen und psychiatrisch-psychosozialem Fachpersonal (z.B. Ärzte, Pflegepersonal, Therapeuten).
Ziele
Zentrale Ziele des Trialogs sind die Entwicklung einer gemeinsamen Sprachebene und eines gegenseitigen Verständnisses. Ebenso sollen Alltagskompetenz, Partizipation und Empowerment der Betroffenen gesteigert und eine Entstigmatisierung erreicht werden.
Geschichte
Die trialogische Bewegung entstand im deutschsprachigen Raum Ende der 1980er-Jahre am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf auf Initiative von Dorothea Buck und Thomas Bock. Heute finden trialogische Prinzipien u.a. Anwendung in der Psychiatrie, in Qualitätszirkeln und in Leitlinienkomitees.
Grundstruktur
Der Trialog findet in einem niedrigschwelligen, nicht klinischen und zeitlich begrenzten Rahmen statt, meist über 90 bis 120 Minuten. Die Moderation erfolgt neutral und allparteilich, wobei eine besondere Sensibilität für mögliche Trigger wichtig ist. Thematisch konzentriert sich der Austausch häufig auf spezifische Schwerpunkte wie das Erleben von Halluzinationen oder den Umgang mit psychischen Krisen und Fragen der Sicherheit.
Zu den zentralen Qualitätsmerkmalen gehören eine fachlich kompetente Moderation, eine klare und transparente Kommunikation der Ziele, ein achtsamer Umgang mit möglichen Belastungsreaktionen, das Bewusstsein für Macht- und Rollendynamiken sowie eine ausgewogene Zusammensetzung der Teilnehmer.
Nutzen
Berichtet werden ein gesteigertes gegenseitiges Verständnis, eine Reduktion sozialer Distanz sowie die Entwicklung einer gemeinsamen Sprache über das Krisenerleben.
Der Trialog entspricht den Leitlinienempfehlungen zur Angehörigenbeteiligung, Peer-Einbindung und gemeinsamen Entscheidungsfindung (Shared Decision Making) bei schweren psychischen Erkrankungen.
Grenzen und Risiken
Ein Trialog ersetzt weder eine Therapie noch eine Psychoedukation im engeren Sinne.
Literatur
- Amering M. Trialog—an exercise in communication between consumers, carers and professional mental health workers beyond role stereotypes. International Journal of Integrated Care. 10(5). 2010
- DGPPN. Trialogisches Forum – Austausch auf Augenhöhe., abgerufen am 26.10.2025
- Dunne et al. The Process of Engaging in Trialogue for Mental Health. Int J Integr Care. 18(2):3. 2018
- DGPPN/AWMF. S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen, abgerufen am 27.10.2025
- Trialog-Psychoseseminar.de – Geschichte des Trialogs, abgerufen am 27.10.2025
- DGBS. Trialog – Chancen, Risiken und Nebenwirkungen, abgerufen am 27.10.2025