Sexualwissenschaft
Synonyme: Sexualforschung, Sexologie, Sexuologie
Definition
Die Sexualwissenschaft beschreibt, definiert und untersucht das Geschlechtsleben in Bezug auf die Sexualität. Sie ist ein Forschungs- bzw. Wissenschaftsgebiet, welches sich aus zahlreichen anderen Wissenschaftsfeldern zusammensetzt und Teile von diesen enthält:
- Medizin
- Psychologie
- Andrologie
- Gynäkologie
- Urologie
- Innere Medizin
- Rechtsmedizin
- Psychiatrie
- Psychotherapie
- Geschichte
- Soziologie
- Verhaltenswissenschaft (Ethologie)
- Psychosomatik
- Pädagogik
- Kulturwissenschaft
- Kunstwissenschaft
- Anthropologie
- Evolution
- Rechtswissenschaft
- Ethnologie
- Biologie
Aufgaben
- Untersuchung von soziokulturellen Faktoren in der Sexualität
- empirischen Forschung
- Untersuchung von physiologisch-medizinischen Faktoren
- Untersuchung von psychologischen Aspekten
- Entwicklung von Therapien gegen Sexualstörungen aller Art
Eine besondere Aufgabe der Sexualwissenschaft kommt der Differenzierung zwischen normalem und abweichenden bis hin zu pathologischemsexuellen Verhalten zu. Die Unterscheidung ist aber ständigen kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Veränderungen unterworfen. So gilt heute vieles als „normal“, was früher als anrüchig oder gar unanständig abgewertet worden wäre. Bei dieser Entwicklung kommt den Medien eine ganz besonders große Bedeutung zu. Volkmar Sigusch sieht in den 1960er Jahren die Hauptaufgabe der Sexualwissenschaft darin, den Wandel, den man in Kultur und in den persönlichen Verhältnissen der Menschen untereinander beobachten kann, zu erforschen und danach für die Störungsbilder und Suchtformen geeignete Behandlungsansätze zu entwickeln.
Geschichte
Bereits in der Antike beschäftigten sich Philosophen wie Aristoteles und Platon mit Fragen der Sexualethik und dem Sexualverhalten der Menschen. In den Jahren um 1600 entwickelte sich eine starke Propaganda gegen die Selbstbefriedigung von der man glaubte, sie würde krank machen. Zahlreiche Buchautoren machten sich in den vergangenen Jahrhunderten daran, die Sexualität der Menschen zu untersuchen, wobei immer mehr ins Detail gegangen wurden. Im Zuge einer Bevölkerungsexplosion in England veröffentlichte der englische Geistliche Thomas Malthus 1798 ein Buch mit dem Namen „Essay über das Prinzip der Bevölkerung“, worauf hin im Jahre 1822 von Francic Place zum ersten Mal ganz öffentlich in einem Buch über mögliche Geburtenkontrolle und Empfängnisverhütung geschrieben wurde. Der größte Wandel in Bezug auf die Sexualität und damit auch auf die Sexualwissenschaft vollzog sich aber im 20. Jahrhundert. War die erste Hälfte noch geprägt von z. T. strenger Sexualmoral, so begann mit der 68er-Bewegung auch die sexuelle Revolution, die im Laufe der 70er Jahre ihren Höhepunkt fand und einen nachhaltigen Effekt auf unsere heutige Zeit hat. Dem Trend zur immer stärkeren Kommerzialisierung und Digitalisierung der Sexualität tut ihr übriges.
Einige sexualwissenschaftliche Ansätze
- psychoanalytischer Ansatz (Sigmund Freud)
- entwicklungspsychologischer Ansatz (Lawrence Kohlberg)
- funktionalistischer Ansatz (Bronislaw Malinowski)
- medizinisch-psychiatrischer Ansatz (Hans Giese)
- empirischer Ansatz (Alfred Charles Kinsey)
- historisch-materialistischer Ansatz (Ernst Bornemann)
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