Verhaltensbiologie
Synonyme: Verhaltensforschung, Ethologie
Definition
Die Verhaltensbiologie ist ein Teilgebiet der Biologie, das sich mit der Erforschung, Beobachtung und Analyse des Verhaltens von Tieren und Menschen befasst. In Bezug auf den Menschen liefert sie grundlegende Wissenschaftselemente für die Psychologie, die Psychiatrie und die Psychoanalyse. Sie ist eine Nachbardisziplin der Psychologie und der Verhaltensgenetik.
Berühmte Verhaltensbiologen
Geschichtliches
- bereits Charles Darwin beobachtete die zum Überleben notwendigen und automatisierten Verhaltensmuster
- bis in die 1920er Jahre ging man davon aus, dass den angeborenen Verhaltensweisen ausschließlich ein göttlicher Ursprung oder alleine die Kraft der Natur zu Grunde liegen könne. Man nahm die beobachteten Verhaltensweisen hin, hinterfragte aber nicht deren wissenschaftliche Bedeutung oder deren Ursprung
- die Forschungsergebnisse von Iwan Pawlow bestärkten diejenigen Wissenschaftler, die eine innere Prädisposition für die Ausführung von Reizen als Erklärung ablehnten. Ihrer Meinung nach kommen die sichtbaren Reflexe ausschließlich von äußeren Reizen und sind nicht bereits angeboren
- in den 1970er Jahren entwickelten sich die Bezeichnungen Ethologie, vergleichende Verhaltensforschung und Instinktforschung
Die Instinkttheorie
Zentrale Annahme der ethologischen Instinkttheorie ist die Verankerung von Instinktbewegungen im Erbgut und deren Auslösbarkeit durch entsprechende Schlüsselreize bei gleichzeitig vorhandener Handlungsbereitschaft. Das Zusammenspiel zwischen endogenen und exogenen Faktoren unterliegt einer evolutionsbiologischen Modifikation und sichert das Überleben der Art. Die Instinkttheorie beinhaltet des Weiteren folgende Fachbezeichnungen:
- angeborener Auslösemechanismus (AAM)
- Leerlaufhandlung
- Prägungskonzept
- Appetenz
- Übersprunghandlungen
- erlernter Auslösemechanismus (EAM)
Widersprüchliches
- starre Reaktionen auf bestimmte Reize sind eher die Ausnahme; mittlerweile weiß die moderne Verhaltensforschung, dass sich auch Instinktverhaltensweisen sehr stark von Lernprozessen und Umwelteinflüssen prägen lassen
- Aufteilung des Instinktverhaltens in die 3 Phasen Appetenz, Taxis und Endhandlung ist lediglich auf Fleischfresser zutreffend und daher nicht allgemeingültig anzuwenden
- der AAM beim optischen System des Menschen ist davon abhängig, welche Umweltreize auf den jungen Menschen in der frühkindlichen Entwicklung eingewirkt haben; auch hier kann wieder nicht von einer ausschließlich angeborenen Systematik gesprochen werden
- die Kaspar-Hauser-Methode sollte beweisen, dass gewisse Schlüsselreize vollkommen unabhängig von dem Erfahrungsschatz oder der Prägung durch die Eltern zu einer Instinkthandlung führen. Hierzu wurden Vögel unter völligem Erfahrungsentzug aufgezogen. Die Ergebnisse hier waren sehr ungenau, da es offenbar stark von den Umweltfaktoren abhängt, ob ein Vogel auf einen artfremden Gesang reagiert oder nicht.