Screening für somatoforme Störungen
Wir werden ihn in Kürze checken und bearbeiten.
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Definition
Das Screening für somatoforme Störungen, kurz SOMS, bezeichnet psychometrische Selbstbeurteilungsverfahren zur systematischen Erfassung körperlicher Beschwerden, für die keine ausreichende organische Erklärung vorliegt und die mit relevantem subjektivem Leidensdruck einhergehen. Ziel ist die frühzeitige Identifikation von Patient:innen mit Verdacht auf somatoforme Störungen bzw. somatische Belastungsstörungen, um eine weiterführende diagnostische Abklärung einzuleiten. Zu den etablierten Instrumenten zählen das SOMS-2 sowie dessen Kurzform SOMS-7.
Abgrenzung
Im Unterschied zu breiter angelegten psychischen Screeninginstrumenten (z.B. PHQ-D, SCL-90-R) fokussieren SOMS-2 und SOMS-7 spezifisch auf das Vorliegen körperlicher Symptome ohne ausreichende organische Erklärung. Sie stellen daher eine sinnvolle Ergänzung zu allgemeinen Depressions- oder Angstscreenings im psychosomatischen Kontext dar.
Hintergrund
Somatoforme Störungen zählen zu den häufigsten psychischen Störungsbildern in der hausärztlichen, internistischen und psychosomatischen Versorgung. Charakteristisch sind multiple, wiederholt auftretende körperliche Symptome, die über längere Zeit bestehen und mit erheblichen funktionellen Einschränkungen einhergehen können. Da Betroffene primär somatische Beschwerden berichten, bleiben psychische Einflussfaktoren im klinischen Alltag häufig unerkannt. Strukturierte Screeninginstrumente wie SOMS-2 und SOMS-7 unterstützen eine standardisierte Symptomerfassung und erhöhen die diagnostische Sensitivität, insbesondere in nicht-psychiatrischen Versorgungssettings.
SOMS-2
Beschreibung
Das SOMS-2 ist ein standardisierter Selbstbeurteilungsfragebogen zur Erfassung somatoformer Symptome auf Basis der ICD-10-Kriterien. Es stellt eine überarbeitete und erweiterte Version des ursprünglichen SOMS dar und erfasst ein breites Spektrum körperlicher Beschwerden.
Aufbau und Inhalt
Der Fragebogen umfasst 53 Symptome, die verschiedenen Organsystemen zugeordnet sind (u.a. gastrointestinale, kardiovaskuläre, respiratorische, neurologische und muskuloskelettale Symptome). Erfragt wird das Auftreten medizinisch nicht ausreichend erklärbarer Symptome innerhalb eines definierten Referenzzeitraums (standardmäßig die letzten zwei Jahre).
Auswertung und Interpretation
Die Auswertung erfolgt über die Anzahl bejahter Symptome. Höhere Summenscores sind mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer somatoformen Störung assoziiert. Das SOMS-2 ist ausdrücklich als Screeninginstrument konzipiert und ersetzt keine klinische Diagnostik; auffällige Ergebnisse erfordern stets eine sorgfältige somatische und psychische Differenzialdiagnostik.
Psychometrische Eigenschaften
Für das SOMS-2 liegen gute psychometrische Kennwerte vor, darunter eine hohe interne Konsistenz sowie eine gute Sensitivität für somatoforme Störungen. Die Spezifität ist moderat, was dem intendierten Einsatz als niedrigschwelliges Screeninginstrument entspricht.
SOMS-7
Beschreibung
Das SOMS-7 ist eine ökonomische Kurzform des SOMS-2 und wurde für den Einsatz in zeitlich begrenzten klinischen Situationen sowie in epidemiologischen Studien entwickelt.
Aufbau und Inhalt
Die Kurzversion umfasst sieben ausgewählte Symptome, die sich in Validierungsstudien als besonders trennscharf für somatoforme Symptomatik erwiesen haben. Der Referenzzeitraum ist im Vergleich zum SOMS-2 deutlich kürzer (z.B. letzte Tage oder Wochen), wodurch eine rasche Einschätzung aktueller Beschwerden möglich ist.
Einsatzgebiet
Das SOMS-7 eignet sich insbesondere für den Einsatz in der hausärztlichen Versorgung, in Notaufnahmen sowie in bevölkerungsbezogenen Studien, in denen eine schnelle Vorauswahl von Patient:innen mit möglicher somatoformer Symptomatik erforderlich ist.
Klinische Bedeutung
SOMS-2 und SOMS-7 leisten einen wesentlichen Beitrag zur Früherkennung somatoformer Störungen. Durch die strukturierte Erfassung subjektiver körperlicher Beschwerden können unnötige somatische Diagnostik, wiederholte invasive Untersuchungen und iatrogene Belastungen reduziert werden. Gleichzeitig ermöglichen auffällige Screeningbefunde eine frühzeitige Zuweisung zu psychosomatischen oder psychotherapeutischen Behandlungsangeboten.
Literatur
- Rief, W., & Hiller, W. Screening für Somatoforme Störungen (SOMS-2). Hogrefe Testsystem. Online: https://www.hogrefe.com/de/shop/screening-fuer-somatoforme-stoerungen-69839.html
- Springer Nature – Lehrbuch Psychologie. SOMS – Screening für somatoforme Störungen (Glossar). Online: https://www.lehrbuch-psychologie.springernature.com/glossar/soms-screening-f%C3%BCr-somatoforme-st%C3%B6rungen