Schultergelenk (Geflügel)
Synonyme: Articulatio humeri, Articulatio humeralis, Articulatio coracoscapulo-humeralis
Definition
Anatomie
Das Schultergelenk ist bei Vögeln ein sogennantes freies Gelenk.
Knochen
Die Gelenkpfanne (Cavitas glenoidalis) wird zum größten Teil vom Os coracoideum (Rabenschnabelbein) und zum kleineren Teil von der Scapula (Schulterblatt) gebildet. Durch ein randständiges Labrum articulare wird die Gelenkpfanne vergrößert. Der dazu passende Gelenkkopf (Caput humeri) ist ellipsoid geformt und erlaubt so Bewegungen um mehrere Achsen.
Bänder
Aufgrund der benötigten Bewegungsfreiheit ist das Gelenk von einer weiten Gelenkkapsel (Capsula articularis) umhüllt. In der Dorsalwand der Gelenkkapsel ist eine Fibrocartilago humeroscapularis unter dem Musculus deltoideus major ausgebildet. Ein umfangreicher Bandapparat gewährt dem Gelenk Stabilität. Hierbei unterscheidet man extrakapsuläre von intrakapsulären Bändern.
Die extrakapsulären Bänder verbinden die am Gelenk beteiligten Knochenenden untereinander. Zu ihnen gehören:
- Ligamentum acrocoracohumerale
- Ligamentum coracohumerale dorsale
- Ligamentum scapulohumerale dorsale
- Ligamentum scapulohumerale caudale
- Ligamentum scapulohumerale laterale
- Ligamentum humeroscapulare transversum
Die intrakapsulären Bänder ziehen vom Pfannenrand zum Rand des Humeruskopf und werden dabei von Synovialfalten (Plicae synoviales) umfasst:
- Ligamentum intracapsulare coracoideum craniale
- Ligamentum intracapsulare coracoideum caudale
Mechanik
Das Schultergelenk lässt umfassende Bewegungsmöglichkeiten zu, um den Vögel das Fliegen zu ermöglichen. In Ruhe liegt der Oberarm dem Körper seitlich in Adduktionsstellung an. Bei Kontraktion der Strecker des Schultergelenks wird der Oberarm so weit nach kranial gezogen, bis der Flügel einen Winkel von 90° mit der Längsachse des Körpers bildet (Abduktionsstellung).
Diese Position dient als Grundstellung (Ausgangspunkt) für die weitere Flügelbewegung. Anschließend kann der Flügel gehoben werden, bis sich die Ellenbogen über dem Rücken des Vogels berühren. Zu beachten ist, dass der Oberarm nur eingeschränkt gesenkt werden kann, da sich der Brustkorb (Thorax) als Begrenzung dieser Bewegung zwischen den Flügeln befindet. Ebenso ist eine weitere Bewegung nach kranial mechanisch behindert.
Die Hauptbewegung findet in etwa um die lange Achse der elliptisch gebauten Gelenkkörper statt, und zwar von vorn-oben nach hinten-unten. Ebenso ist eine Rotation um die Längsachse des Humerus bei angelegtem Oberarm besser möglich als bei abduzierter Haltung, da hier die elliptische Form des Oberarmkopfs eine ausgiebige Rotation behindert. Bei einer Kreiselung nach hinten wird der vordere Flügelrand gesenkt, sodass diese Bewegung in der Flugmechanik als Supination bezeichnet wird. Im Gegensatz dazu heißt die Kreiselung nach vorn Pronation. Durch die Supination und Pronation im Schultergelenk wird der sogenannte Anstellwinkel des Flügels geändert. Eine Absicherung gegen zu starke Rotationsbewegungen wird einerseits durch Muskeln (Supinatoren und Pronatoren des Schultergelenks), andererseits durch die extrakapsulären Bänder gewährleistet.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band V: Geflügel. Parey, 2004.
- King, Anthony S. et al. Handbook of Avian Anatomy: Nomina Anatomica Avium. Second Edition. Cambridge, Massachusetts. Published by the Club, 1993.
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