Roederer-Kopfhaltung
nach dem deutschen Chirurgen und Geburtshelfer Johann Georg Roederer (1726–1763)
Synonyme: Roederer-Kopfeinstellung, Roederer-Einstellung
Definition
Die Roederer-Kopfhaltung ist eine Haltungsanomalie, die im Rahmen des Geburtsverlaufs auftreten kann. Hierbei beugt sich der kindliche Kopf sehr früh, wodurch die kleine Fontanelle bereits im Beckeneingang in Führung geht. Dadurch wird der geburtsmechanisch wirksame Kopfumfang reduziert.
Ätiologie
Mögliche Ursachen sind:
- allgemein verengtes Becken (kleine, zierliche Frau)
- großes Kind
- spastisches unteres Uterinsegment
Diagnostik
Hinweisend ist ein protrahierter Geburtsverlauf (Eröffnungsphase und Austrittsphase). Bei der vaginalen Untersuchung kann bei einer Muttermundsweite von 2 bis 3 cm bereits die kleine Fontanelle in Führung ertastet werden. Postnatal kann die Roederer-Kopfhaltung zum Teil als lang ausgezogenes Hinterhaupt nachgewiesen werden.
Therapie
In der Eröffnungsphase sollte versucht werden mittels Lagerung und Bewegung des Beckens die Haltungsanomalie zu einer regelrechten Haltung zu verändern. Mögliche Lagerungen und Bewegungen sind: Vierfüßlerposition, wechselnde Seitenlage, asymmetrische Positionen und Beckenkreisen. Mittels Bad oder PDA kann zudem die Entspannung der Muskulatur gefördert werden.
In der Austrittsphase kann in der Regel nicht mehr damit gerechnet werden, dass sich eine regelrechte Haltung entwickelt. Es sollten daher Gebärpositionen angestrebt werden, die möglichst viel Platz im Becken ermöglichen (z.B. tiefe Hocke und Vierfüßlerstand). Durch äußeren Beckendruck kann der Abstand der Spinae ischiadicae vergrößert werden.
Bei persistierender Roederer-Kopfhaltung und fehlender Anpassung des fetalen Kopfes an das Raumangebot kommt es zum Geburtsstillstand. Dann muss die Geburt per sekundärer Sectio beendigt werden.