(Weitergeleitet von Rendu-Osler-Weber disease)
Erstbeschreiber: William Osler, kanadischer Arzt und Henri Jules Louis Marie Rendu (1844-1902), französischer Arzt und Frederick Parkes Weber (1863-1962), englischer Arzt
Synonyme: Morbus Rendu-Osler-Weber, Morbus Rendu-Osler, Morbus Osler, Telangiektasia hereditaria hemorrhagica, Osler-Weber-Rendu-Krankheit, Osler-Weber-Rendu-Syndrom
Abkürzung: HHT
Englisch: Rendu-Osler-Weber disease
Die hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie, kurz HHT, ist eine autosomal-dominant vererbte Erkrankung, die zu einer pathologischen Erweiterung der Blutgefäße, so genannten Teleangiektasien führt.
Der Vererbungsgang der HHT ist autosomal-dominant. Bisher sind fünf verschiedene genetische Typen bekannt, von denen drei bestimmten Gendefekten zugeordnet werden können, bei zweien ist lediglich der Genlokus bekannt.
Typ | Genlokus | Gen |
---|---|---|
HHT1 | 9q34.1 | ENG |
HHT2 | 12q11-q14 | ALK1 |
HHT3 | 5q31 | unbekannt |
HHT4 | 7p14 | unbekannt |
JPHT | 18q21.1 | SMAD4 |
Bei der HHT1 betrifft der Gendefekt das membranständige Glykoprotein Endoglin, einen Teil des TGF-beta-Rezeptors. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Angiogenese. Die HHT2 basiert auf einem Defekt der Activin Receptor-Like Kinase 1, die ebenfalls ein Membranrezeptor für Liganden aus der TGF-beta-Familie ist. Bei der JPHT ist die HHT mit einer juvenilen Polyposis kombiniert. Das defekte Gen SMAD4 kodiert für einen Transkriptionsfaktor, der auf dem durch TGF beta aktivierten SMAD-Signalweg liegt.
Die Angaben über die Prävalenz schwanken zwischen 1/50.000 bis 1/2.700 Einwohnern.
Die wichtigsten Symptome sind im aktuellen klinischen Kriterium, dem sogenannten Curacao-Kriterium (Shovlin et al. 2000) enthalten.
Bedingung für die Diagnose eines Morbus Osler sind:
Wenn 2 dieser 4 Kriterien erfüllt sind, ist das Vorliegen einer HHT möglich, bei mehr gilt sie nach dieser Klassifikation als diagnostiziert, bei weniger als unwahrscheinlich.
Die Behandlung ist oft schwierig. Wichtig ist insbesondere, dass aufgrund der Gefahr von Komplikationen (Embolien, Abszesse) allgemein ein Screening auf PAVM, z.T. auch auf CVM empfohlen wird. Solange PAVM nicht sicher ausgeschlossen wurden, empfehlen viele Autoren die Gabe einer prophylaktischen Antibiose bei allen Eingriffen mit potentieller Bakteriämie entsprechend den aktuellen Endokarditis-Richtlinien. Extrem wichtig ist der Ausschluss von PAVM vor Schwangerschaften, da sie besonders hier letale Komplikationen verursachen können.
Manche der Teleangiektasien können per Laser entfernt werden, elektronisch verödet oder operativ embolisiert (Coils, Spirale, etc) werden.
Für Betroffene ist der Kontakt zu Selbsthilfegruppen oft hilfreich.
Tags: Erbkrankheit
Fachgebiete: Innere Medizin
Diese Seite wurde zuletzt am 16. Juni 2020 um 17:03 Uhr bearbeitet.
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PD Dr. med. Urban W. Geisthoff
Arzt | Ärztin