Psychosomatische Grundversorgung
Synonym: Psychosomatische Basisversorgung
Englisch: psychosomatic basic care
Definition
Die psychosomatische Grundversorgung ist eine ärztliche Zusatzqualifikation in Deutschland. Sie befähigt zur strukturierten Berücksichtigung psychosozialer und psychosomatischer Einflussfaktoren in der Patientenversorgung.
Abgrenzung
Die psychosomatische Grundversorgung ist von der Facharztweiterbildung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie von ärztlicher oder psychologischer Psychotherapie abzugrenzen. Sie ist keine Psychotherapie im Sinne der Psychotherapie-Richtlinien.
Hintergrund
Ein großer Teil somatischer Konsultationsanlässe weist psychosoziale oder psychische Einflussfaktoren auf. Ohne adäquate Einordnung führen diese häufig zu Chronifizierung, Überdiagnostik und inadäquater Therapie. Die psychosomatische Grundversorgung ist ein niedrigschwelliges Instrument, um diese Zusammenhänge im klinischen Alltag frühzeitig zu erfassen. Sie basiert auf einem biopsychosozialen Krankheitsmodell und dient der unterstützenden Mitbehandlung psychosomatischer Beschwerden im Rahmen der ärztlichen Regelversorgung.
Ziele
Ziel ist die Integration psychosozialer Aspekte in die somatische Behandlung, insbesondere durch eine vertiefte ärztliche Gesprächsführung, eine strukturierte psychosomatische Anamnese und die Förderung der Krankheitsverarbeitung.
Inhalte
Zu den zentralen Inhalten gehören z.B.:
- Anwendung des biopsychosozialen Krankheitsmodells
- strukturierte psychosomatische Anamnese
- krankheitsbezogene Gesprächsführung
- Erkennen psychosomatischer und somatoformer Störungen
- unterstützende Basisinterventionen
- indikationsbezogene Überleitung in weiterführende psychosomatische oder psychotherapeutische Behandlung
Anwendungsbereiche
Die psychosomatische Grundversorgung ist vor allem in der hausärztlichen und ambulanten fachärztlichen Versorgung relevant. Sie wird u.a. bei funktionellen Störungen, chronischen Schmerzsyndromen, stressassoziierten Beschwerden und bei psychischer Belastung im Rahmen somatischer Erkrankungen angewandt.
Durchführung
Die Umsetzung erfolgt im Rahmen der ärztlichen Konsultation, eingebettet in die somatische Diagnostik. Dabei werden psychosoziale Belastungsfaktoren, Ressourcen und subjektive Krankheitskonzepte der Patienten exploriert. Bei Vorliegen entsprechender Befunde können unterstützende Gesprächsinterventionen erfolgen oder eine gezielte Weitervermittlung an psychosomatische oder psychotherapeutische Fachangebote.
Weiterbildung
Die psychosomatische Grundversorgung ist als ärztliche Zusatzqualifikation in der Muster-Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer verankert. Sie umfasst typischerweise:
- 80 Stunden theoretische Weiterbildung
- Balintgruppenarbeit oder Supervision
- Selbsterfahrung
- begleitete praktische Fallarbeit
Der Abschluss berechtigt zur Abrechnung psychosomatischer Gesprächsleistungen im Rahmen der vertragsärztlichen Versorgung.
Literatur
- Bundesärztekammer: Muster-Weiterbildungsordnung 2018 – Zusatz-Weiterbildung Psychosomatische Grundversorgung, abgerufen am 24.11.2025
- Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM): Psychosomatische Grundversorgung, abgerufen am 24.11.2025