Protoparvovirus
Definition
Protoparvoviren sind eine zur Familie der Parvoviridae gehörende Virusgattung mit tierpathogener Wirkung. Zwar können auch Menschen von dem Virus infiziert werden, es kommt jedoch bis auf wenige Ausnahmen zu keiner Erkrankung. Aufgrund ihrer zerstörerischen Wirkung auf bestimmte Tumorzellen werden Protoparvoviren zur Zeit in onkologischen Indikationen getestet.
Merkmale
Wie alle Vertreter der Parvoviridae besitzen Protoparvoviren nur eine einzelsträngige DNA und weisen eine Größe von etwa 18 - 25 nm auf. Eine Virushülle fehlt. Die Replikation des Erbgutes erfolgt vollständig autonom. Viele Menschen tragen die Erreger zwar in sich, diese lösen aber keine Symptome bzw. gesundheitliche Beeinträchtigungen aus. Nur das Bufavirus besitzt humanpathogene Eigenschaften.
Einteilung
Die Gattung der Protoparvoviren gliedert sich in mehrere Arten:
- Carnivorer Protoparvovirus 1 (Canines Parvovirus, Felines Parvovirus)
- Primaten-Protoparvovirus 1 (Bufaviren);
- Nagetier-Protoparvovirus 1 (u.a. H1-Parvovirus, LuIII-Virus, Mäuseparvovirus);
- Nagetier-Protoparvovirus 2 (Rattenparvovirus 1)
- Porcine Protoparvoviren (Schweineparvovirus)
Tierpathogenität
Zwischen den einzelnen Varianten besteht eine hohe genetische Homologität. Entwicklungsgeschichtlich gibt es Hinweise auf eine Entstehung des caninen Parvovirus aus der felinen Form. Das feline Parvovirus ist Auslöser der Panleukopenie, einer oftmals letalen Katzenkrankheit. Die canine Form löst bei Hunden die Parvovirose aus. Das porcine Virus kann bei Schweinen zu einer gefährlichen Virusinfektion führen. Die millionenfachen Infektionen bei Hunden und Katzen konnten durch Einsatz eines Lebendimpfstoffes deutlich reduziert werden. Eine weitere Untergruppe, das H1-Parvovirus befällt vorwiegend Nagetiere. Die durch die Protoparvoviren hervorgerufenen Erkrankungen werden unter dem Begriff Parvovirosen zusammengefasst.
Krebsforschung
Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg konnten in Zellkulturen nachweisen, dass die H1-Variante des Parvovirus Zellen von verschiedenen Hirntumoren, speziell von Neuro- und Glioblastomen zerstört. Im Rahmen von Tierversuchen mit Ratten konnte dieser Effekt bestätigt werden. Derzeit laufende klinische Studien am Menschen sollen den Ansatz für eine neue Form der Krebstherapie erproben und eine praktische Anwendung vorbereiten.
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