Der Proatlas ist eine physiologischerweise während der embryonalen Entwicklung auftretende Knochenanlage im Bereich des kraniozervikalen Übergangs. Er bildet sich normalerweise zurück bzw. geht in anderen knöchernen Strukturen auf.
Ein Wirbelkörper geht jeweils aus dem hinteren Kompartiment eines Sklerotoms und dem vorderen Kompartiment des nachfolgenden Skerotoms hervor. Die ersten vier bis fünf Somiten bzw. Sklerotome bilden jedoch keine Wirbelkörper, sondern verschmelzen zum Os occipitale des Schädels.
Bei unvollständiger Regression verschiedener Anteile des Proatlas können überzählige Ossikel, knöcherne Erhebungen oder Knochenspangen entstehen.
Aus der hypochordalen Spange bilden sich:
Aus dem Neuralbogen des Proatlas entstehen:
Nicht auf persistierendes Material des Proatlas zurückzuführen ist ein akzessorisches Ossikel im Sinne eines Ossiculum librum Kerckring (am Hinterrand des Foramen magnum).
Aus den Querfortsätzen des Proatlas entwickeln sich:
Zu den weiteren Fehlbildungen des kraniozervikalen Übergangs zählt z.B. das Os odontoideum, das auftritt, wenn die Anlage des Dens axis vom Corpus axis durch einen persistierenden Discus intervertebralis abgetrennt bleibt.
Bei Fischen, Reptilien und Amnioten findet sich regelhaft ein Proatlas zwischen Okziput und Atlas. Somit können oben genannte Ossikel bzw. ein TOC als atavistisches Merkmal interpretiert werden.
Fachgebiete: Allgemeine Embryologie, Kopf und Hals
Diese Seite wurde zuletzt am 29. April 2020 um 17:50 Uhr bearbeitet.
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