Oneirophrenie
von altgriechisch: ὄνειρος ("óneiros") — Traum
Definition
Die Oneirophrenie ist ein seltener psychopathologischer Befund, der durch einen traum- oder traumähnlichen Bewusstseinszustand mit lebhaften Halluzinationen, intensiven inneren Bildern und einer ausgeprägten Traum-Realitätsvermischung gekennzeichnet ist. Sie tritt meist im Rahmen schwerer psychiatrischer oder organischer Erkrankungen auf.
Ätiologie
Typische Auslöser sind z.B. Schlafentzug oder Intoxikationen durch halluzinogene Substanzen. Die Oneirophrenie kann zudem bei Erkrankungen entstehen, die das Bewusstsein und die Realitätsverarbeitung verändern. Dazu gehören schizophrene Psychosen, Enzephalitiden, Hypoxien, metabolische Entgleisungen oder epileptische Aktivität (insbesondere Temporallappenepilepsie).
Pathogenese
Die Pathogenese ist bisher (2025) nicht geklärt. Diskutiert wird u.a. eine vorübergehende Dysbalance der thalamo-kortikalen Netzwerke, die für Realitätsfilterung, Wachbewusstsein und Traumerleben verantwortlich sind. Resultat ist eine Störung der Abgrenzung zwischen Wach- und Traumzustand, wie sie im Rahmen deliranter, psychotischer oder toxischer Zustände auftreten kann. Dabei kommt es vermutlich zu einer veränderten Integration externer Reize und zu einer Dominanz intern generierter Szenen und Bilder.
Symptome
Die klinische Symptomatik besteht aus einem traumähnlichen Bewusstseinszustand, der von lebhaften, oft farbigen und bewegten Halluzinationen begleitet wird. Häufig verlieren Betroffene das Gefühl für Zeit, Raum und Person, erleben bizarr-symbolische Szenen und zeigen Ich-Störungen wie Depersonalisation oder Derealisation. Die Realität wird nicht vollständig aufgehoben, aber stark verzerrt. Patienten wirken entrückt, emotional überflutet, teils ekstatisch oder ängstlich. Die Kommunikation ist erschwert, jedoch nicht so desorganisiert wie beim Delir; vegetative Symptome wie beim Delir fehlen häufig oder sind weniger ausgeprägt.