Marburger Konzentrationstraining
Definition
Das Marburger Konzentrationstraining, kurz MKT, ist ein manualisiertes, verhaltenstherapeutisch orientiertes Trainingsprogramm zur Förderung der Aufmerksamkeit und Selbststeuerung bei Kindern. Es wird hauptsächlich in Gruppensettings durchgeführt und basiert auf dem Grundprinzip des selbstinstruktiven Handelns (inneres Sprechen) sowie auf positiver Verstärkung, fester Struktur und Ritualisierung.
Hintergrund
Das MKT wurde vom Schulpsychologen Dieter Krowatschek mit Fokus auf Kinder mit Aufmerksamkeitsschwierigkeiten, insbesondere bei ADHS, Teilleistungsstörungen und schulbezogenen Anpassungsschwierigkeiten entwickelt. Es bietet strukturierte pädagogisch-psychologische Unterstützung, ersetzt jedoch keine multimodale ADHS-Therapie. Gerichtet ist das Training vorrangig an Kinder im Alter von etwa 5 bis 10 Jahren und existiert in spezifischen Varianten, z.B. für Vorschulkinder, Schulkinder und Jugendliche.
Prinzip
Die methodischen Grundprinzipien des Marburger Konzentrationstrainings beruhen auf einem kombinierten verhaltenstherapeutischen Ansatz, der kognitive, motorische und soziale Aspekte einbezieht. Zentral ist das selbstinstruktive Training, bei dem Kinder lernen, Aufgaben schrittweise durch inneres Sprechen zu strukturieren („Ich lese zuerst die Aufgabe, dann arbeite ich“).
Ergänzend wird das Prinzip des operanten Lernens angewendet, bei dem Lob, Tokensysteme und Erfolgserlebnisse die Motivation und Selbstwirksamkeit der Kinder fördern. Ritualisierte Entspannungsübungen unterstützen die Entwicklung von Ruhe, Körperwahrnehmung und Stressregulation. Darüber hinaus werden feinmotorische und grafomotorische Übungen eingesetzt, um die Schreib- und Arbeitsmotorik zu verbessern. Im Rahmen des Gruppentrainings üben die Kinder Kooperation, Rücksichtnahme und Regelverständnis. Eine wichtige Ergänzung bildet die Elternarbeit, bei der Bezugspersonen in die Trainingsprinzipien eingeführt werden, um den Transfer der erlernten Strategien in den Alltag zu erleichtern.
Ziele
Das MKT verfolgt bestimmte Förderziele:
- Verbesserung von Konzentration und Ausdauer
- Aufbau von planvollem, systematischem Arbeitsverhalten
- Stärkung des Selbstbewusstseins und der Frustrationstoleranz
- Förderung der Selbstregulation (Impulskontrolle, Arbeitsverhalten)
- Ausbau von sozialen Kompetenzen
- Entwicklung metakognitiver Strategien („Wie löse ich Aufgaben sinnvoll?“)
Das Training versteht Konzentration nicht primär als Fähigkeit, sondern als erlernbares Verhalten, das durch Struktur und Erfolgserlebnisse gefördert wird.
Durchführung
Das Marburger Konzentrationstraining umfasst in der Regel 6 bis 8 Einheiten mit einer Dauer von jeweils 60 bis 90 Minuten. Jede Trainingseinheit folgt einer festen Ritualstruktur, die aus Begrüßung, Konzentrationsphase, einem Spiel- bzw. Bewegungsteil und einer abschließenden Reflexion besteht. Zum Einsatz kommen dabei Arbeitsblätter, Spiele, Symbolkarten sowie Entspannungssequenzen, die den Trainingsablauf abwechslungsreich und motivierend gestalten. Begleitend finden Elterninformationstreffen und Rückmeldungsgespräche statt, um die Fortschritte der Kinder zu besprechen und den Transfer der Trainingsinhalte in den Alltag zu unterstützen.
Limitationen
- Ausgeprägte Verhaltensstörungen ohne vorherige Einzelintervention
- Unbehandelte schwere psychische Störungen
- fehlende Elternmitarbeit (Transfer erschwert)
- mangelnde Basismotivation des Kindes
Literatur
- Krowatschek et al. Marburger Konzentrationstraining (MKT) für Kindergarten- und Vorschulkinder. Borgmann. 2004
- Krowatschek et al. Marburger Konzentrationstraining (MKT) für Schulkinder. Modernes Lernen Borgmann. 2015
- Krowatschek et al. Marburger Konzentrationstraining (MKT-J) für Jugendliche (2., verbesserte Auflage). Borgmann Media. 2010