Kulissenphänomen
Definition
Das Kulissenphänomen hat in der Medizin mehrere Bedeutungen und wird sowohl in der Neurologie, als auch in der Traumatologie verwendet.
Neurologie
In der Neurologie entsteht ein Kulissenphänomen bei einseitiger Gaumensegelparese durch den Funktionsverlust der Pharynxmuskulatur – zum Beispiel im Rahmen einer Vagusparese. Man sieht ein Abweichen der Rachenhinterwand zur gesunden Seite - gut zu sehen bei Phonation der Vokale "A" und "I".
Die Muskulatur des Gaumensegels wird - je nach Muskel - von den Nn. mandibularis (V3), glossopharyngeus (IX) und/oder vagus (X) innerviert.
Traumatologie
In der Traumatologie bezeichnet das Kulissenphänomen das Übereinandergleiten mehrerer anatomischer Schichten, wodurch die Tiefe von Verletzungen falsch eingeschätzt werden kann. Ein Beispiel sind Bissverletzungen der Faust: Werden die Finger nach dem Biss wieder gestreckt, verschiebt sich die Haut über der Sehne, sodass eventuelle Sehnenverletzungen nicht ersichtlich sind. Darüber hinaus entsteht durch das Verschieben der Schichten eine geschlossene Wundhöhle, in der sich anaerobe Bakterien vermehren können.
Quelle
- Hill T et al.: Prüfungswissen Physikum. 1. Auflage, 2009, Thieme Verlag
- Rothe et al., Tier- und Menschenbissverletzungen, Dtsch Arztebl Int, 2015