Kono-S-Anastomose
nach dem japanischen Chirurgen Toru Kono (1955–2021)
Englisch: Kono-S anastomosis
Definition
Die Kono-S-Anastomose ist eine antimesenteriale End-zu-End-Anastomose zwischen Ileum und Colon, die vor allem bei der operativen Therapie des Morbus Crohn angewendet wird. Die Kono-S-Anastomose wurde vor dem Hintergrund entwickelt, dass Rezidive bei Morbus Crohn besonders häufig an der Mesenterialseite von Anastomosen auftreten.
Hintergrund
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED), speziell der Morbus Crohn, machen häufig die chirurgische Therapie von Komplikationen, wie Strikturen, Fisteln, Abszessen und Entzündungskonglomeraten nötig. Rezidive bei Morbus Crohn betreffen häufig das (neo)-terminale Ileum und chirurgisch geschaffene Anastomosen. Das kumulative Risiko für eine chirurgische Intervention innerhalb von 10 Jahren nach Erstdiagnose wird auf etwa 50 % geschätzt. Etwa 35 % bis 85 % erleiden nach OP mit Anlage einer Anastomose innerhalb des ersten Jahres ein Rezidiv.[1]
Patienten mit Morbus Crohn sind daher auf darmsparende Chirurgie angewiesen, um die Entwicklung eines Kurzdarmsyndroms, einer Malabsorption oder einer megaloblastären Anämie zu verhindern.
In der Klinik ist die anisoperistaltische Seit-zu-Seit-Anastomose weit verbreitet. Obwohl diese der klassischen End-zu-End-Anastomose überlegen ist, zeigen sich auch hier nicht unerhebliche Rezidivraten.
Indikationen
Die Kono-S-Anastomose wird v.a. bei der Resektion des Ileozökalpols mit Anastomose des Colon ascendens mit dem neoterminalen Ileum oder allgemein bei der chirurgischen Sanierung von Strikturen und bei Rezidiveingriffen bei Morbus Crohn angewendet.
Prinzip
Es wird angenommen, dass Rezidive beim Morbus Crohn durch die räumliche Nähe der Anastomose zum Mesenterium begünstigt werden. Die Kono-S-Anastomose ist daher so aufgebaut, dass sich die Naht auf der dem Mesenterium abgewandten Seite ("antimesenterial") befindet. Zudem erhöht ein genähter Steg die Stabilität der entstandenen Anastomose.
Insgesamt entsteht eine Seit-zu-Seit-Anastomose, deren Enden jedoch transversal, ähnlich wie bei einer Strikturoplastik vernäht werden. Dadurch ist der Durchmesser des Lumens trotz kurzer Verbindungsstrecke maximal. Die Anastomose wird zudem perfusionserhaltend anastomosiert, da nur wenig Mesenterium verloren geht.
Die Kono-S-Anastomose kann sowohl konventionell als auch laparoskopisch/robotisch angelegt werden.
Durchführung
Die Anlage der Anastomose erfolgt in vier Schritten:
- Abstaplen des zu resezierenden Darmabschnitts inklusive Mesenterium mit einem Linear-Klammernahtgeräht
- Annaht der beiden Klammernahtreihen, sodass ein Steg entsteht, welcher bei fertiger Anastomose auf der mesenterialen Seite zum Liegen kommt.
- Enterotomie/Kolotomie der zu verbindenden Darmabschnitte, Eröffnung in Längsrichtung des Organverlaufs
- Anlage der Anastomose, transversale Vernähung im Sinne einer Strikturoplastik
Forschung
Die Kono-S-Anastomose wird seit 2010 in ausgewählten Kliniken angewendet. Aktuell (2024) liegen noch keine eindeutigen Langzeitergebnisse vor. Es konnte jedoch z.B. gezeigt werden, dass Rezidive im Vergleich zur Seit-zu-Seit-Anastomose seltener auftraten und weniger schwer verliefen.
Literatur
- Kono et al., Kono-S Anastomosis for Surgical Prophylaxis of Anastomotic Recurrence in Crohn's Disease: an International Multicenter Study, J Gastrointest Surg, 2016
- webop.de – Evidenz - Ileozökalresektion, laparoskopisch-assistiert - Allgemein- und Viszeralchirurgie, abgerufen am 05.03.2024
- springermedizin.de – Die Kono-S-Anastomose in der Chirurgie des Morbus Crohn, abgerufen am 05.03.2024
- youtube.com – Chronisch Entzündliche Darmerkrankungen (CED) CHIRURGIE APPetizer Nr 28 NEUAUFLAGE V2, abgerufen am 05.03.2024
- Fichera et al., Antimesenteric functional end-to-end handsewn (Kono-S) anastomosis, J Gastrointest Surg. 2012
- Kelm et al., Kono-S Anastomosis in Crohn's Disease: A Retrospective Study on Postoperative Morbidity and Disease Recurrence in Comparison to the Conventional Side-To-Side Anastomosis, J Clin Med, 2022
- Luglio et al., Surgical Prevention of Anastomotic Recurrence by Excluding Mesentery in Crohn's Disease: The SuPREMe-CD Study - A Randomized Clinical Trial, Ann Surg, 2020
Quellen
- ↑ Kono et al., Kono-S Anastomosis for Surgical Prophylaxis of Anastomotic Recurrence in Crohn’s Disease: an International Multicenter Study, Journal of Gastrointestinal Surgery, 2016
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