Kolontransitzeit
Synonym: Kolonpassagezeit
Englisch: colonic transit time
Definition
Als Kolontransitzeit bezeichnet man die Dauer, welche die oral aufgenommene Nahrung benötigt, um das Kolon zu passieren. Die Messung erfolgt u.a. durch den sogenannten Hinton-Test und dient insbesondere der Diagnostik einer chronischen Obstipation.
Hintergrund
Ungefähr 20 % der chronischen Obstipationen beruhen pathophysiologisch auf eine verlängerten Kolonpassage (Slow Transit Constipation). Aufgrund der Tatsache, dass die Passagezeit fester Substanzen zu etwa 90 % von der Kolonpassage bestimmt wird, kann die Kolontransitzeit weitestgehend repräsentativ für die Gesamtdarmtransitzeit angesehen werden.
Die Ösophagustransitzeit beträgt dabei in etwa 30 s, die Magenentleerung 30 min bis 2 h, die Dünndarmtransitzeit etwa 2 - 3 h und der Dickdarmtransit 20 - 72 h.
Diagnostik
Hinton-Test
Mittels des Hinton-Tests kann die Messung der segmentalen und totalen Kolontransitzeit erfolgen. Dabei existieren verschiedene Schemata: Meist erhält der Patient über 6 Tage hinweg jeweils 20 röntgendichte Marker per os, die sich im Gastrointestinaltrakt physikochemisch nicht verändern, d.h. inert sind. Zur Beurteilung und Zählung der verbliebenen Marker wird am 6. Tag eine Abdomenübersichtsaufnahme durchgeführt. Die Kolontransitzeit erhält man nun, indem man die im Kolon verbliebenen Marker mit der Stundenzahl multipliziert und durch die Anzahl der verabreichten Marker teilt. Die Gesamtpassagezeit im Kolon sollte < 68-72 Stunden betragen:
- rechtes Hemikolon: 7-13 h, maximal 19-38 h
- linkes Hemikolon: 8-14 h, max. 17-37 h
- Rektosigmoid: 11-18 h, max. 25-44 h
Altenativ können am ersten Tag 24 Marker eingenommen und am 5. Tag eine Röntgenaufnahme angefertigt werden. Eine Retention von > 20 % im Rektosigmoid zeigt eine anorektale bzw. funktionelle Obstruktion an, bei diffuser Verteilung liegt eine Slow Transit Obstipation vor.
Bei extremer Verzögerung der Kolontransitzeit ist evtl. eine Verlängerung der Markerreinnahme auf 13-19 Tage notwendig. Weiterhin muss beachtet werden, dass auch sekundäre Störungen des Kolontransits bei bis zu zwei Dritteln der Patienten mit Stuhlentleerungsstörungen bzw. Beckenbodendyssynergie auftreten können.
Szintigraphie
Eine weitere nichtinvasive Methode zu Bestimmung der Kolonpassage über 24-48 Stunden ist die Szintigraphie nach Verabreichung von Kapseln, die retardiert radioaktive Partikel freisetzen. Diese Untersuchung erfasst auch die Passage durch Magen und Dünndarm.
Therapie
Bei einer Obstipation mit verlängerter Kolontransitzeit werden initial Ballaststoffe, Bisacodyl, Prucaloprid oder Lubiproston eingesetzt. Bei kombinierter Entleerungs- und Motilitätsstörung kann ein Beckenbodentraining (Biofeedback, Muskelentspannung) sowie eine psychologische und diätetische Beratung sinnvoll sein.
Bei Versagen der konservativen Therapie über 3-6 Monate kommt eine laparoskopische Kolektomie mit Ileorektostomie infrage. Diese sollte jedoch nicht durchgeführt werden, wenn Hinweise auf Entleerungsstörungen oder generalisierte gastrointestinale Motilitätsstörungen bestehen.