Isolierte höhenbedingte Psychose
Synonym: Dritte-Mann-Phänomen
Definition
Als isolierte höhenbedingte Psychose bezeichnet man psychotische Wahnvorstellungen, die bei Bergsteigern in hohen Höhen beobachtet werden.
Hintergrund
In der Alpinliteratur findet man zahlreiche Berichte von Extrembergsteigern, die halluzinative Erfahrungen in extremen Höhen machten. Dazu zählen visuelle, olfaktorische sowie akustische Halluzinationen, die in etwa ab 3.500 Höhenmetern auftreten.
Diese Berichte wurde von Höhenmedizinern aus Bozen (Italien) sowie Psychiatern aus Innsbruck (Österreich) gesammelt und systematisch aufgearbeitet. Bislang gingen Mediziner davon aus, dass die Psychosen organische Auslöser hatten, wie etwa Höhenhirnödeme (high-altitude cerebral edema), Höhenkrankheit, Flüssigkeitsverlust oder Infektionen.
Forschungsarbeit
Die Beobachtungsstudie befasste sich mit Psychosen, die ab 3.500 Höhenmetern auftraten. Dabei wurden 83 beschriebene Fälle von Psychosen aufgearbeitet und in Gruppen unterteilt:
- 51% der 83 untersuchten Fälle (Gruppe 1, 42 von 83) beinhalteten keine Psychosen,
- 22% (Gruppe 2, 18 von 83) der Bergsteiger leideten an Psychosen sowie an Symptomen eines Höhenhirnödems oder Bewusstseinsveränderungen anderer Genese und
- 28% (Gruppe 3, 23 von 83) erlitten isolierte Psychosen ohne zusätzliche Erkrankungen.
Dabei wurden die Risikofaktoren von Psychosen und die damit verbundenen körperlichen Symptome, unter Rücksichtnahme beeinflussender Faktoren wie etwa Energiemangel, Erfrierungen und Sauerstoffgabe, innerhalb aller drei Gruppen analysiert.
Ergebnis
Die als "Dritte-Mann-Phänomen" beschriebenen Psychosen wurden bislang auf organische Ursachen zurückgeführt. Die Forschungsarbeit kam jedoch zum Ergebnis, dass mehr als ein Viertel aller untersuchten Fälle aus einer Gruppe von Symptomen bestand, die rein psychotisch sind. Diese Psychosen hängen zwar mit der Höhe zusammen, können jedoch weder auf ein Höhenhirnödem noch auf andere organische Faktoren wie etwa Flüssigkeitsverlust oder Infektionen zurückgeführt werden.
Die isolierten höhenbedingten Psychosen treten meist über 7.000 Höhenmeter auf und sind reversibel, sodass diese nach einem Abstieg aus der Gefahrenzohne wieder verschwinden. Die Ursachen können bislang (2018) noch nicht festgelegt werden. Man geht jedoch davon aus, dass beeinflussenden Faktoren wie etwa Sauerstoffmangel, Einsamkeit und eine beginnende Schwellung in gewissen Hirnregionen die Psychosen auslösen.
Links
- Isolated psychosis during exposure to very high and extreme altitude – characterisation of a new medical entity, first view
- Psychosen in großen Höhen: Neues Krankheitsbild entdeckt, Medizinische Universität Innsbruck
- Psychiater sehen „isolierte höhenbedingte Psychose“ als eigenes Krankheitsbild, Ärzteblatt.de
- Diagnose: Berge machen wahnsinnig, DocCheck News
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