Invasives lobuläres Mammakarzinom
Definition
Das invasive lobuläre Mammakarzinom ist ein bösartiger Tumor, der von den Epithelzellen der Drüsenläppchen (Lobuli) der Brustdrüse ausgeht und in umliegendes Gewebe eindringt.
siehe auch: Brustkrebs
Morphologie
Das invasive lobuläre Karzinom ist gekennzeichnet durch kleinzellige monomorphe Infiltrate, welche anstelle von Drüsen einreihige Tumorzellstränge ("Gänsemarschmuster", "Indian file pattern") bilden, die zirkulär um vorbestehende Drüsenläppchen (Ausführungsgänge) wachsen ("Schiessscheibenmuster"; "targetoid pattern") und den Drüsenkörper diffus durchsetzen. Dies ist das wesentliche Merkmal der invasiv-lobulären Karzinome, was deren Kohäsivitätverlust kennzeichnet. Ursächlich hierfür ist der Verlust des Kohäsionsmoleküls E-Cadherin (Verlust des E-Cadherin-Gens).
Oft lassen sich intrazelluläre muzinhaltige Zytoplasmavakuolen nachweisen, die wie Siegelringzellen imponieren. Die Tumorzellen induzieren eine ausgeprägte desmoplastische Bindegewebsvermehrung.
Im Unterschied zu invasiv-duktalen Karzinomen treten lobuläre Karzinome mehr multizentrisch und bilateral auf. In fast 50% der Fälle treten kontralateral Lymphknotenmetastasen auf.
Klinik
Vorkommen
Invasiv lobuläre Karzinome bilden mit 10-15% aller Mammakarzinome den zweithäufigsten histologischen Subtyp. Das mittlere Alter von Patientinnen mit invasiv lobulärem Karzinom liegt bei 55 Jahren. Sie sind damit durchschnittlich 10 Jahre älter als Patientinnen mit lobulärem in situ Karzinom. Das Risiko von Patientinnen mit lobulärem Carcinoma in situ, ein invasives Karzinom zu entwickeln, ist etwa 10x größer als in einer altersentsprechenden Vergleichspopulation. Das Karzinomrisiko ist für beide Mammae erhöht. Das Intervall bis zur Entwicklung eines invasiven Karzinoms (duktal oder lobulär) kann sich von wenigen Jahren bis zu mehr als 20 Jahren erstrecken.
Diagnostik und Therapie
Invasive lobuläre Karzinome sind Tumoren ohne scharfe Demarkierung und palpatorisch an der indurierenden Wirkung der Desmoplasie (=tumorinduzierte Bindegewebsbildung) erkennbar. 10-15 % dieser Karzinome sind mammographisch nicht diagnostizierbar. Aufgrund des häufigen multizentrischen Wachstums und der klinisch oft nicht eindeutig bestimmbaren Tumorausdehnung ist eine brusterhaltende Therapie in fortgeschrittenen Stadien kontraindiziert.
Prognose
Die Tumoren sind langsam progredient. Die 5 Jahresüberlebensrate beträgt 75%, nach 10 Jahren leben noch 53% der Patientinnen. Der klassische Typ des invasiv lobulären Karzinoms verhält sich im Vergleich zum invasiv duktalen Karzinom günstiger.