High-Dose-Hook-Effekt
Synonyme: Hook-Effekt
Englisch: high dose hook effect, hook effect
Definition
High-Dose-Hook-Effekt ist die Bezeichnung für einen typischen labormedizinischen Fehler, der bei bestimmten Immunassays (z.B. Lateral-Flow-Tests) auftritt. Wenn der gesuchte Analyt (z.B. virales Antigen, Tumormarker) in sehr hoher Konzentration vorliegt, die den linearen Messbereich des Assays übersteigt, wird ein falsch niedriger Messwert ausgegeben.
Hintergrund
Das Phänomen lässt sich am besten an einem einfachen immunologischen Messverfahren erklären, das auf der Bildung von Immunkomplexen beruht: Im unteren Messbereich liegt der diagnostische Antikörper im Überschuss zum nachzuweisenden Antigen vor, die Ausbildung von Antigen-Antikörper-Komplexen und damit das Messsignal ist gering ausgeprägt. Im sogenannten Äquivalenzbereich liegen Antikörper und Antigen in einem Verhältnis vor, bei dem die Bildung von Antigen-Antikörper-Komplexen maximal ist. Steigt die Antigenkonzentration weiter, nimmt die Komplexbildung wieder ab, weil nun nicht mehr ausreichend Antikörper vorliegen.
In einem XY-Diagramm aufgetragen, stellt sich dieser Zusammenhang als Heidelberger-Kurve dar. Eine Antigenkonzentration, die sich auf dem rechten Schenkel der Heidelberger-Kurve befindet, erzeugt ein falsch niedriges Messergebnis.
Abgrenzung
Als Synonym für den High-Dose-Hook-Effekt wird manchmal der Begriff "Prozonenphänomen" benutzt. Dabei handelt es sich aber um einen Antikörperüberschuss bei Agglutinationsmethoden, z.B. der Agglutination von Salmonellen mit spezifischen Antiseren.
Nachweis
Bei einem unplausibel niedrigen Messergebnis ist die einfachste Methode, einen High-Dose-Hook-Effekt auszuschließen, die Messung mit verdünntem Probenmaterial zu wiederholen. Ist das Ergebnis höher als bei der Messung aus der unverdünnten Probe, so ist ein High-Dose-Hook-Effekt anzunehmen.
Vorkommen
Die meisten Immunassays werden heute (2024) so gestaltet, dass High-Dose-Hook-Effekte nur noch sehr selten auftreten. Auch bei komplexen Testaufbauten, z.B. Sandwich-Immunoassays, lassen sich falsch niedrige Ergebnisse bei außergewöhnlich hohen Analytkonzentrationen aber nicht vollständig ausschließen.[1]
In den Gebrauchsanweisungen der Testhersteller werden üblicherweise Analytkonzentrationen angegeben, bis zu denen die Stabilität des Assays gegenüber dem High-Dose-Hook-Effekt überprüft wurde.
Quellen
- ↑ Benamour M et al: Double trouble: Unmasking two hook effects on Siemens Atellica® - Total PSA and total hCG assays. Practical Laboratory Medicine, Volume 39, 2024, e00366, frei zugänglich, abgerufen am 09.08.2024.
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