Hexensalbe
Synonyme: Flugsalbe
Lateinisch: Unguenti Sabbati, Unguentum pharelis, Unguentum populi, Unguenta somnifera
Englisch: magic salve
Definition
Hexensalben waren im Mittelalter weit verbreitete, halbfeste Zubereitungen mit psychoaktiven Substanzen.
Eigenschaften
In der Regel wurden als wirksames Prinzip Giftpflanzen aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) verwandt; im einzelnen sind dies Schwarze Tollkirsche (Atropa belladonna), Alraune (Mandragora officinarum) und Bilsenkraut (Hyoscyamus niger). Alle drei zeichnen sich aus durch den Gehalt der Tropan-Alkaloide (L)-Hyoscyamin, dessen Razemat Atropin sowie Scopolamin. Die Alkaloidbasen sind lipophil und können durch die intakte Haut in den Blutkreislauf gelangen. Sie bewirken unter anderem Halluzinationen, erotische Fantasien, Redseeligkeit und tobsuchtsartige Anfälle. Die Idee von der fliegenden Hexe geht vermutlich darauf zurück, dass einige der halluzinatorischen Sinnestäuschungen vom Fliegen handeln. Weiterhin könnten Hexensalben auch andere Pflanzen, etwa Blauen Eisenhut (Aconitum napellus), enthalten haben.
Anwendung
Die 'Hexen' wendeten die Hexensalben vermutlich sowohl bei sich selbst an, als auch an anderen, um diese zu vergiften oder entsprechend zu beeinflussen.
Hintergrund
Schlüssige Informationen über die alten Rezepturen zu erhalten ist relativ schwierig, da solche 'magischen' Rezepte nach Möglichkeit gut geheim gehalten wurden.
Literatur
- Köhler: Rauschdrogen; Geschichte, Substanzen, Wirkung. Wissen C.H. Beck, München, 2008.