Harnanionenlücke
Synonyme: Anionenlücke im Harn, Anionenlücke im Urin
Englisch: urinary anion gap, urine anion gap, UAG
Definition
Die Harnanionenlücke ist ein diagnostischer Parameter zur Erkennung von Störungen im Säure-Basen-Haushalt. Er wird vor allem zur Differenzierung der hyperchlorämischen metabolischen Azidose verwendet. Die Harnanionenlücke ist normalerweise neutral bis leicht positiv.
Berechnung
Die Harnanionenlücke wird mit folgender Formel berechnet:
Pathophysiologie
Die metabolische Azidose wird durch eine verminderte Ausscheidung von Protonen oder einen erhöhten Bikarbonat-Verlust verursacht. Zum Ausgleich wird vermehrt Ammonium mit dem Urin ausgeschieden. Da die Na+- und K+-Ausscheidung im Urin zugunsten der vermehrten Ammonium-Auscheidung abnimmt, wird Harnanionenlücke kleiner.
Bei der hyperchlorämischen metabolischen Azidose können Werte zwischen 0 und -200 mEq/l bestimmt werden. Bei Patienten mit distaler renaler tubulärer Azidose ist die Harnanionenlücke trotz vorherrschender metabolischer Azidose positiv, da eine gestörte Wasserstoffionensekretion zu einer verminderten Ammoniumausscheidung führt.
Interpretation
Liegt eine Azidose vor, lässt sich der Wert wie folgt interpretieren:
- Harnanionenlücke negativ: extrarenal bedingte metabolische Azidose (z.B. Diarrhö mit HCO3--Verlust) durch vermehrte Sekretion von Ammonium
- Harnanionenlücke positiv: renal tubuläre Azidose durch eine verminderte Sekretion von Ammonium
Literatur
- Batlle et al. The Use of the Urinary Anion Gap in the Diagnosis of Hyperchloremic Metabolic Acidosis. N Engl J Med. 318(10):594-9. 1988
- Batlle et al. The Urine Anion Gap in Context. Clin J Am Soc Nephrol. 13(2):195-197. 2018
- Goldstein et al. The Urine Anion Gap: A Clinically Useful Index of Ammonium Excretion. Am J Med Sci. 292(4):198-202.1986
- MSD Manual – Metabolische Azidose, abgerufen am 12.09.2024
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