Glutensensitivität
Synonyme: GS, Weizensensitivität, NCGS
Englisch: gluten sensitivity, non-celiac gluten sensitivity, NCGS
Definition
Bei der Glutensensitivität, kurz GS, soll es sich um eine Störung mit intestinalen und extraintestinalen Symptomen handeln, die nach dem Verzehr glutenhaltiger Nahrungsmittel bei Patienten auftreten, bei denen eine Zöliakie (Celiac Disease, CD) oder Weizenallergie (WA) ausgeschlossen worden sind.
Hintergrund
Da Glutensensitivität nicht direkt durch Marker nachgewiesen werden kann, handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose. Ob die Glutensensitivität tatsächlich eine eigene Krankheitsentität darstellt, wird kontrovers diskutiert.
Um eine Verwechslung mit der Zöliakie zu vermeiden, die manchmal auch als glutensensitive Enteropathie bezeichnet wird, wird die Bezeichnung „Non-Celiac Gluten Sensitivity“ (NCGS, nicht-zöliakische Glutensensitivität) als neue Definition angesehen. 2014 wurde die Glutensensitivität unter diesem Namen in eine Leitlinie der DGVS aufgenommen. Im Englischen bleibt es weiterhin bei dem Begriff der Non-Celiac Gluten Sensitivity, kurz NCGS.
Prävalenz
Derzeit (2022) gibt es noch keine validen Daten zur Prävalenz der Glutensensitivität in der Allgemeinbevölkerung.
Ätiologie
Die Ursachen der Glutensensitivität sind zur Zeit (2022) nicht vollständig geklärt.
Symptomatik
Die Symptomatik ist unspezifisch. Mögliche Symptome sind Blähungen, abdominelle Beschwerden, Bauchschmerzen oder Durchfall. Es werden auch extraintestinale Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelbeschwerden oder Knochen- und Gelenkschmerzen beschrieben, wobei der Kausalzusammenhang unklar ist.
Diagnostik
Die Diagnose "Glutensensitivität" kann gestellt werden, wenn folgende Kriterien zutreffen:
- Der Patient stellt bei einer glutenfreien Diät eine Linderung der Symptome fest.
- Eine Weizenallergie wurde ausgeschlossen (Anti-IgE-Antikörper negativ).
- Eine Zöliakie wurde serologisch ausgeschlossen (Negatives tTG-Ak/EMA/Anti-DGP-Ergebnis und IgA-Defizienz).
- Es liegt keine HLA-Einschränkung vor. Durch das Fehlen des HLA-DQ2/8-Heterodimer kann eine Zöliakie praktisch ausgeschlossen werden. Es ist jedoch auch wichtig zu beachten, dass das Vorliegen von HLA-DQ 2 oder DQ8 nicht zwangsläufig eine Zöliakie bedeutet.
- Eine Darmbiopsie ergibt keine Zottenatrophie (Marsh-Klassifizierung III), doch können geringfügige Veränderungen der Darmschleimhaut vorliegen (Marsh-Klassifizierung 0–I).
Diese Auflistung macht deutlich, dass die Diagnose der Glutensensitivität in letzter Konsequenz nur auf der subjektiven Einschätzung des Patienten basiert.
Therapie
Die Therapie besteht aus einer glutenfreien Ernährung.
Abgrenzung
Eine Glutensensitivität ist keine schwerwiegende Störung wie die Zöliakie. Es finden sich weder Transglutaminase-Antikörper (tTG-Ak) noch begleitende Autoimmunerkrankungen. Im Unterschied zu Zöliakiebetroffenen liegen bei Patienten mit GS keine eindeutigen histologischen Läsionen der Darmschleimhaut vor. Bei GS-Patienten soll eine erhöhte Ausprägung des Toll-like-Rezeptors 2 (TLR2) feststellbar sein, jedoch keine Veränderung der an adaptiven Immunantworten beteiligten Zytokine TH1 und TH17 wie IL-6, IL-17 A oder IL-21. Diese sind nur bei Zöliakiebetroffenen erhöht.
Links
- Konsenspapier zu glutenbedingten Funktionsstörungen: Sapone A et al. Spectrum of gluten-related disorder: consensus on new nomenclature and classification. BMC Medicine 2012;10:13
- Catassi C et al. Non-Celiac Gluten Sensitivity: The New Frontier of Gluten Related Disorders. Nutrients 2013, 5(10), 3839-3853
- S2k-Leitlinie Zöliakie, Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
- Diagnosis of Non-Celiac Gluten Sensitivity (NCGS): The Salerno Experts’ Criteria. Nutrients 2015, 7(6), 4966-4977
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