Gallenblasenpolyp
Definition
Gallenblasenpolypen sind Vorwölbungen der Schleimhaut in der Gallenblase. Sie werden häufig als Zufallsbefund in der Sonografie detektiert. Bei symptomatischen Patienten oder einer Größe von >1 cm sollte eine Cholezystektomie erfolgen.
Epidemiologie
Arten
Der häufigste Gallenblasenpolyp ist der multipel auftretende nicht-neoplastische Cholesterolpolyp, der durch Fetteinlagerung in die Tunica propria der Gallenblasenwand entsteht. Er ist mit einer Hypercholesterinämie vergesellschaftet. Meist bleiben diese Polypen kleiner als 5 mm und sind asymptomatisch.
Seltener handelt es sich um polypöse Adenome der Gallenblase. Diese treten meist solitär auf. Korrelierend mit der Größe eines solchen Polypen besteht die Gefahr der malignen Entartung.
Klinik
Die meisten Gallenblasenpolypen verursachen keine Symptome und werden häufig erst als Zufallsbefund im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung oder nach Cholezystektomie detektiert. Gegebenenfalls kann ein Gallenblasenpolyp jedoch auch eine biliäre Symptomatik hervorrufen.
Diagnostik
Diagnostisch können Gallenblasenpolypen mittels konventioneller Abdomensonografie detektiert werden. Durch Umlagern des Patienten sind diese von Gallenblasensteinen zu differenzieren (Steine sind bei Umlagerung beweglich).
Noch präziser als mit der transkutanen Sonografie können Gallenblasenpolypen mittels Endosonografie erfasst werden. Diese kann auch in der diagnostischen Abgrenzung zum Gallenblasenkarzinom hilfreich sein.
Ist mehr als ein Polyp vorhanden, spricht dies gegen ein Adenom und eher für das Vorliegen von Cholesterolpolypen.
Risiko
Solitäre Polypen mit ≥ 1 cm Durchmesser haben ein deutlich erhöhtes Entartungsrisiko. Bei Polypen < 1 cm Durchmesser hingegen ist das Karzinomrisiko wesentlich geringer. Bei einer Polypengröße von ≤ 4,15 mm kann eine Malignität fast nahezu ausgeschlossen werden.
Therapie
Patienten mit Cholezystolithiasis und Gallenblasenpolypen ≥ 1 cm sollten unabhängig von der Symptomatik cholezystektomiert werden.
Auch bei Polypen < 1 cm Durchmesser in Kombination mit biliärer Symptomatik oder dem Vorhandensein anderer Risikofaktoren für eine Adenomentwicklung (z.B. Alter über 50 Jahre, Größenzunahme des Polypen, Gallensteine, fokale Gallenblasenwandverdickung) kann eine Cholezystektomie indiziert sein.
Beträgt das Polypendurchmesser mehr als 18 bis 20 mm, sollte wegen des signifikanten Malignitätsrisikos primär eine offene Cholezystektomie geplant werden, in spezialisierten Zentren ist jedoch ebenfalls ein laparoskopisches Vorgehen möglich.
Bei Polypen < 1 cm, die nicht operiert werden, sollte zunächst nach 6 Monaten, dann jährlich eine sonografische Verlaufskontrollen erfolgen. Wenn sich keine Größenzunahme des Polypen zeigt, kann die nächste Verlaufskontrolle nach 5 Jahre geplant werden. Ist der Polyp im Follow-up nicht mehr nachweisbar, handelte es sich dabei sehr wahrscheinlich um einen Pseudopolypen. Weitere Kontrollen sind in einem solchen Fall nicht indiziert.
Literatur
- S3-Leitline der DGVS und DGAV: Prävention, Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen [1] letzter Zugriff am 2.12.2020
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