Freiwilliger Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit
Synonyme: Sterbefasten (ugs.), freiwilliger Verzicht auf Essen und Trinken, FVET
Englisch: Voluntarily stopping eating and drinking, VSED
Definition
Als freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit, kurz FVNF, bezeichnet man das bewusste, nicht durch innere oder äußere Umstände erzwungene Einstellen der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. Sie hat das Ziel, das eigene Leben zu beenden.
Abgrenzung
Vom FVNF grenzt man die unterlassene Nahrungs- und/oder Flüssigkeitsaufnahme als Symptom bzw. Folge von Erkrankungen ab, z.B. bei Depressionen, Anorexie oder demenziellen Erkrankungen. In diesen Fällen wird die Nahrungsaufnahme unterlassen, da die Nahrung z.B. nicht erkannt oder als wichtig erachtet wird, oder sich sogar eine Angst vor Nahrung entwickelt. Auch Schmerzen bei der Nahrungsaufnahme oder Schluckstörungen können zu einem Verzicht führen.
Eine weitere besondere Form der unterlassenen Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme ist der politisch motivierte Hungerstreik, der das Ziel verfolgt, auf Missstände aufmerksam zu machen.
Das primäre Ziel des Verhaltens liegt in diesen Fällen im Gegensatz zum FVNF nicht darin, das eigenen Leben zu beenden, auch wenn dies eine mögliche Konsequenz ist.
Hintergrund
FVNF ist eine Suizidmethode. In der Regel wird dabei sowohl auf die Nahrungs- als auch auf die Flüssigkeitsaufnahme verzichtet. In abgewandelter Form kann FVNF auch durch ausschließlichen Nahrungsverzicht durchgeführt werden, während eine normale Flüssigkeitsaufnahme erfolgt.
Die Entscheidung zum FVNF setzt voraus, dass die Person urteilsfähig und aufgeklärt ist. In der Regel handelt es sich um unheilbar erkrankte Personen, die eine Erlösung von ihren unerträglichen Leiden suchen. Trifft ein Mensch die bewusste Entscheidung zum FVNF, ist er auf die Unterstützung seines Umfelds angewiesen.
Der behandelnde Arzt ist in der Verantwortung zu überprüfen, ob es sich um eine freiwillige und informierte Entscheidung handelt, oder ob eventuell eine andere Erkrankung hinter dem Verzicht steht. Der Entschluss des Patienten muss dokumentiert werden. In den ersten Tagen des FVNF ist die Entscheidung prinzipiell reversibel.
Physiologie
Ein Mensch überlebt bei vollständig ausbleibender Flüssigkeitszufuhr etwa 3 bis 14 Tage. Ein vollständiger Verzicht auf Nahrungsaufnahme kann mehrere Wochen (circa 30 bis 60 Tage) überlebt werden. Die Angaben hierzu variieren stark und sind unter anderem abhängig von Alter, Allgemeinzustand und Vorerkrankungen des Suizidenten.
Wird sowohl auf Nahrungs- als auch auf Flüssigkeitsaufnahme verzichtet, so ist die fehlende Flüssigkeitszufuhr der lebenslimitierende Aspekt. Es kommt zunächst zu einer Dehydratation und Exsikkose. Im weiteren Verlauf entwickelt sich ein akutes Nierenversagen.
Kritik
Wie das Thema Suizid im Allgemeinen, ist auch der FVNF Gegenstand kontroverser Diskussionen. Auf Grundlage unterschiedlicher Moralvorstellungen wird FVNF entweder als besonders sanfte Möglichkeit des selbstbestimmten Lebensendes betrachtet oder aber als Variante der Selbsttötung grundsätzlich abgelehnt.
Quellen
- Deutschlandfunk Kultur – Nichts essen und trinken bis in den Tod, abgerufen am 02.02.2024
- zhaw.ch – Sterbefasten, abgerufen am 02.02.2024
Weblink
- Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention – Hilfsangebote