logo Einloggen
Bearbeiten
NEU: Log dich ein, um Artikel in persönlichen Favoriten-Listen zu speichern.

FlexiEssay: Diabetes mellitus: Ernährung

Kurt Wanka
Anästhesiepfleger/in
Dr. Frank Antwerpes
Arzt | Ärztin
Natascha van den Höfel
DocCheck Team
Kurt Wanka, Dr. Frank Antwerpes + 2

Dieser Text ein so genannter FlexiEssay. So nennen wir Texte, die keinen lexikalischen Inhalt haben. FlexiEssays geben die persönliche Einschätzung des Autors wieder. Sie werden von uns nicht inhaltlich überprüft. Wie bei allen anderen Texten gilt: Lies dir den Artikel kritisch durch, vergleiche ihn mit anderen Publikationen und bilde dir eine eigene Meinung.

Diabetikerdiät?

Patienten mit Diabetes mellitus brauchen keine spezielle "Zuckerdiät". Es genügt, sich normal und abwechslungsreich zu ernähren. Empfehlenswert ist die Angleichung an die mediterrane Küche (viel Obst, Gemüse, Salate, Olivenöl, Getreideprodukte, wenig Fleisch, Alkohol eher wenig - und nur zu den Mahlzeiten). Light- und so genannte Wellnessprodukte sind für Diabetiker nicht gesundheitsfördernd. Erfahrungen lehren: Zuckerkranke können sich mit geringen Anpassungen (Einschränkung bei zuckerhaltigen Nahrungsmitteln, Limonaden, Fruchtsäften) völlig normal ernähren. [1]

Besonders geeignete Nahrungsmittel

für Diabetiker sind die mit, einem niedrigen glykämischen Index. Der Glykämische Index (GI) ist ein Maß für die sofortige Wirkung kohlenhydrathaltiger Lebensmittel auf den Blutzucker. Als Bezugsgröße wird der schnelle Anstieg des Blutzuckers nach Aufnahme von Traubenzucker (Glukose) mit 100% zugrunde gelegt.[2]

Trotz unterschiedlicher Diskussionen zum Nutzen dieser Ernährung berichten Patienten in den Schulungen über gute Erfahrungen: Es gäbe weniger "Blutzuckerspitzen" und es käme auch seltener zu einer Hypoglykämie. Diese Aussagen lassen sich auf der Grundlage der längeren Resorptionszeiten der KH mit einem niedrigen GI erklären.

Einen niedrigen glykämischen Index haben: Vollkornbrote mit ganzen Körnern, Pumpernickel und Leinsamenbrot Parboiled Reis, Roggen und Weizenkörner, Nudeln aus Hartweizen/Pasta, Milch, Joghurt natur, Hülsenfrüchte: Bohnen, Erbsen, Linsen, Kichererbsen, Äpfel, Apfelsinen, Birnen, Erdbeeren, Kirschen, Pfirsiche, Pflaumen.

Nüsse verbessern Blutzuckerspiegel und Blutfettwerte: Der Ersatz von Kohlenhydraten durch einfach sowie mehrfach ungesättigte Fettsäuren pflanzlichen Ursprungs wird immer häufiger als mögliche therapeutische Strategie in der Behandlung des Typ 2 Diabetes angesehen. Kohlenhydrate, insbesondere raffinierter Weißzucker und Weißmehle, erhöhen den Blutzucker nach einer Mahlzeit und erniedrigen den Wert des "guten" Cholesterins (HDL).

Light-Produkte

Light-Produkte sind oft durch Reduzierung der Fette und Kohlenhydrate "abgemagert", und können auf dieser Grundlage das Abnehmen theoretische unterstützen. Allerdings bemerkt der Körper den Betrug und reagiert mit einem schneller wieder auftretenden Hungergefühl. Insulinpflichtige Diabetiker, die eine bestimmte Menge an Kohlehydraten benötigen, sollten allerdings vorsichtig sein. Mit künstlich gesüßten Limonaden die tägliche Kalorienaufnahme zu drosseln, darauf setzen viele in der Absicht, sich so "gesünder" zu ernähren. Laut einer US-amerikanischen Studie fand sich jedoch unter Menschen, die mindestens einmal pro Tag Kalorienreduzierte Limonaden trinken, vermehrt ein neu aufgetretener Typ 2 Diabetes beziehungsweise ein metabolisches Syndrom, wobei man die als Ersatz für den Zucker verwendete Fruktose dafür verantwortlich macht.[3]

Pflanzensterine

Pflanzensterine werden durch die Industrie einigen Lebensmitteln wie Margarine, Joghurt oder Käse zugesetzt. Sie können in der Tat den Cholesterinspiegel etwas senken, sind aber bei einer Fettstoffwechselstörung nicht ausreichend. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass Pflanzensterine die Aufnahme fettlöslicher Vitamine aus der Nahrung behindern. Ebenso sei die Langzeitwirkung noch nicht geklärt. [4]

Künstlich gesüßte Getränke

Im Gegensatz zu bisherigen Erkenntnissen zeigte eine neue Studie, dass der Konsum von mit Zucker gesüßten Getränken (Sodagetränke, Fruchtsäfte, Limonaden) mit einem erhöhten Risiko für Typ 2-Diabetes verbunden ist, während bei künstlich gesüßten Getränken (Diätgetränke) auch langfristig kein entsprechendes Risiko vorhanden war. Der regelmäßige Austausch einer Portion eines zuckerhaltigen Getränks (237 ml) gegen eine Tasse Kaffee oder auch Wasser war mit einer Verringerung des Diabetes-Risikos um 17% verbunden. [5]

Das dürfte dann wohl auch für Fruchtzucker zutreffen. Problematisch bleibt jedoch die vorausgehnede Erkenntniss, dass in einigen Fällen unter Fruchtzucker die Fetteinlagerung im Gewebe begünstigt und die LDL-Konzentration (schlechtes Cholesterin) im Blut anstieg.[6]

Chrom

Dieses Spurenelement soll die Blutzuckerwerte verbessern. Die Studienergebnisse sind bisher widersprüchlich. Daher wird zurzeit der Einsatz nicht empfohlen.[7]

Vitamine

Studien aus 2009 und 2010 lassen vermuten, dass die Gabe von Metformin (einem oralen Antidiabetikum) zu einem Mangel an Vitamin B12 führt. Einige Diabetiker haben einen Mangel an Vitamin B1. Vermutet wird, dass dieser Umstand eventuell an der Entstehung von Gefäßschäden am Auge, Herz und Kreislauf mit beteiligt ist. Daher ist der regelmäßige Verzehr von Vollkornprodukten sehr zu empfehlen. Alle Gemüse und Obst, die rot, gelb oder grün sind, haben einen hohen Luteingehalt (das sogenannte Augenvitamin), dieser soll ebenfalls günstig in Bezug auf das Hinauszögern von diabetischen Augenerkrankungen (Retinopathie und Makuladegeneration) sein.

Omega-3-Fettsäuren

Omega-3-Fettsäuren verflüssigen das Blut und erhöhen durch diese Eigenschaft den Blutdurchfluss in den Gefäßen (Arterien, Venen, Kapillaren). Das begünstigt die Netzhautdurchblutung. Diese Fettsäuren sind in guten Ölen und vor allen Dingen in Seefischen enthalten.

Diabetiker, bei denen mindestens zweimal pro Woche Fisch auf dem Speiseplan steht, sind seltener von einer Nierenschädigung mit Makroalbuminurie betroffen.[8] Aus den oben genannten wissenschaftlichen Studien kann abgeleitet werden, dass das Fortschreiten einer diabetischen Nierenerkrankung durch eine gute, insbesonder salzarme Ernährung gebremst werden kann. [9]

Spurenelemente

Bei Diabetikern fällt häufig ein Magnesiummangel auf, der durch Muskelschmerzen und Muskelkrämpfe auf sich aufmerksam macht. Daher ist in diesem Zusammenhang der Verzehr von Obst und Gemüse bezüglich der Versorgung mit Spurenelementen und Mineralstoffen unersetzlich.

Getränke

Getränke mit Süßstoffen wie Mineralwasser, Kaffee, Tee und Limonaden enthalten keine verwertbaren Kohlehydrate und können daher ohne Anrechnung auf die Broteinheiten in normalen Mengen getrunken werden. Siehe oben:Light-Produkte

Obstsäfte und Milchgetränke enthalten Kohlenhydrate und werden als BE angerechnet. Innerhalb der Tagesenergiemenge (Gesamtkalorienzahl) sind sie ebenfalls zu berücksichtigen.

Alkoholische Getränke Alkohol gehört zu den ältesten Genussmitteln. Schon frühere Studien haben gezeigt, dass ein moderater Alkoholkonsum mit einem geringeren Risiko für das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert ist. Alkoholmissbrauch ist hingegen mit einer Vielzahl ernsthafter Gesundheitsschäden assoziiert. Positive wie auch negative Aspekte des Alkoholkonsums sollen hier näher betrachtet werden.[10]

Sind in geringen Mengen erlaubt. Das betrifft etwa eine Tagesgesamtmenge von zwei Gläsern Bier (á 0,2l) oder 2 Gläser trockener Weißwein bzw. Sekt (á 0,1l) zu. Wer Alkohol trinkt, sollte dieses immer im Zusammenhang mit dem Essen tun, denn Alkohol kann zu Hypoglykämie führen. Insulinpflichtige Diabetiker sollten nach Alkoholgenuss einen Blutzuckerwert von 8,0 mmol/l (144 mg/dl) vor dem Zubettgehen nicht unterschreiten (Gefahr der nächtlichen Unterzuckerung). Daher soll nach Alkoholgenuss immer der Blutzuckerwert bestimmt werden. Liegen der Wert unter 120 mg/dl (6,6 mmol/l), sollten noch 1 - 2 BE zusätzlich gegessen werden.

Die Umsetzung

  • Reduzierung der täglichen Fettmenge unter Bevorzugung ungesättigter Fettsäuren (Olivenöl, Rapsöl, Fisch).
  • Gut und abwechslungsreich würzen, aber mit Salz sparen.
  • Nur gelegentlich Süßes essen.
  • Vollkornprodukte bevorzugen (enthalten viel B-Vitamine).
  • Tierisches Eiweiß einschränken.
  • Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, z.B. Mineralwässer!
  • Reichlich Gemüse, Kartoffeln und Obst essen.
  • Mehrere kleine Mahlzeiten sind günstig.

Berechnung des BMI

Der Body-Mass-Index (BMI) ist ein Wert, mit dem Sie feststellen, ob Sie Ihr persönliches Idealgewicht oder Übergewicht (Adipositas) haben.

Kann man durch Ernährung Diabetes mellitus Typ II vorbeugen?

Eine neue Studie: Boston – Der Verzehr von rotem Fleisch steigert das Risiko, an einem Diabetes mellitus Typ II zu erkranken. Wer seine Eiweiße über Nüsse, Getreide oder Milchprodukte mit niedrigem Fettgehalt auf­nimmt, senkt sein Risiko für eine Zuckerkrankheit signi­fikant.[11]

Extrem Kalorienarme Kost verbessert Insulinsekretion

"Eine extrem Kalorien-arme Kost führt zu einer raschen Verbesserung der Insulin-Sekretion. (...) Bisher wurde vermutet, dass eine Verminderung der Kalorienzufuhr die Blutzuckereinstellung beim Typ 2 Diabetes verbessert , und zwar überwiegend durch eine Reduktion der Insulinresistenz. Die hier vorgelegte Untersuchung zeigt aber, dass eine starke Einschränkung der Kalorien-Zufuhr bei Fettsucht und Typ 2-Diabetes schon nach 1 Woche zu einer deutlichen Verbesserung der Insulin-Sekretion führt. Nach den Ergebnissen dieser Untersuchungen kann vermutet werden, dass diese Verbesserung der Insulin-Sekretion durch eine akute Abnahme des Fettgehalts der Leber herbeigeführt wird", berichtet Diabetes Deutschland.[12]

Übergewicht und Diabetes

Erfolgreiche Programme zur Gewichtsreduktion bei Menschen mit Diabetes führen zu einer besseren Diabetes-Einstellung, zu einer Einsparung von Medikamenten und zu einer Senkung von Blutdruck und Blutfettspiegeln. Solche erfolgreichen Programme beinhalten meist konkrete Anweisungen zu Diät, körperlicher Aktivität, Verhaltensänderungen, regelmäßige Selbstmessung des Gewichtes und häufige Kontakte zwischen Arzt und Patient.[13]

Die Daten des deutschen multizentrischen und interdisziplinären OPTIFAST®-Programms zeigen, dass mit einer Formula-Diät eine eindrucksvolle Gewichtsreduktion zu erreichen ist, insbesondere dann, wenn diese in ein strukturiertes Gesamtprogramm einschließlich Verhaltens- und Bewegungstherapie eingebunden ist. Wichtig wäre es nun, länger dauernde Studien aufzulegen, die noch länger andauernde Effekte aufzeigen.

Quellen

  1. DMP Programm Diabetes, DAK
  2. Deutsche Diabetes Gesellschaft
  3. Jennifer Nettleton, von der Epidemiologischen Abteilung der University of Texas School of Public Health, Houston, und Kollegen im Fachjournal Diabetes Care."
  4. Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
  5. Diabetes Deutschland Erhöhtes Diabetes-Risiko durch künstlich gesüßte Getränke?
  6. Besser eingestellt! DMP-Information der DAK
  7. DAK DMP-Info Frühjahr 2010
  8. EPIC-Studie (European Prospective Investigation of Cancer-Norfolk Study) aus Großbritannien.
  9. Prof. Dr. med. Werner Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, National WHO Collaborating Center for Diabetes, European Training Center in Endocrinology and Metabolism, Universitätsklinikum Düsseldorf
  10. Diabetes heute
  11. An Pan; American Journal of Clinical Nutrition (doi:10.3945/ajcn.111.018978).
  12. Diabetes Deutschland. Eine extrem Kalorien-arme Kost führt zu einer raschen Verbesserung der Insulin-Sekretion
  13. Diabetes Deutschland; Übergewicht und Diabetes – Die Suche nach der richtigen Therapie