Felines Coronavirus
Synonyme: Felines enterisches Coronavirus, feline infektiöse Peritonitis-Virus
Definition
Das Feline Coronavirus, kurz FCoV, ist ein weltweit verbreitetes, primär enterotropes Coronavirus, das vor allem Katzen befällt. Die Infektion verläuft meist mild oder subklinisch und führt überwiegend zu intestinalen Symptomen. Unter bestimmten Bedingungen kann das Virus jedoch mutieren und zur Ausbildung der felinen infektiösen Peritonitis (FIP) führen, einer schwerwiegenden, meist tödlichen systemischen Erkrankung.
Virologie
Das FCoV gehört zur Gruppe der Alphacoronaviren und zeigt eine hohe genetische Variabilität. Es existiert in zwei funktionellen Biotypen: dem felinen enterischen Coronavirus (FECV), das den Großteil der natürlichen Infektionen ausmacht, sowie mutierten Varianten, die als FIP-Virus (FIPV) bezeichnet werden und die Fähigkeit besitzen, Makrophagen systemisch zu infizieren. Der Übergang von FECV zu FIPV erfolgt durch spontane Mutationen innerhalb einzelner Wirtsindividuen.
Epidemiologie
FCoV ist weltweit verbreitet und besonders häufig verbreitet in Mehrkatzenhaushalten, Tierheimen und Zuchten. Bis zu 80–90 % der Katzen in großen Gruppen können vorübergehend oder dauerhaft infiziert sein. Die Infektion wird vorwiegend fäkal-oral übertragen, häufig über kontaminierte Katzentoiletten oder beim sozialen Kontakt. Jungtiere sind besonders empfänglich, vor allem in Umgebungen mit hoher Besatzdichte und hohem Stressniveau.
Pathogenese
Nach oraler Aufnahme repliziert sich das Virus primär im Darmepithel, was zu einer massiven Virusausscheidung im Kot führt. Die meisten Katzen entwickeln lediglich eine leichte, selbstlimitierende enterale Infektion. In wenigen Fällen kommt es jedoch zu Mutationsereignissen, die dem Virus die Fähigkeit verleihen, Makrophagen zu infizieren und sich systemisch auszubreiten. Dabei entsteht eine überschießende, nicht kontrollierte Immunreaktion mit granulomatösen Entzündungsprozessen, die den typischen Verlauf der FIP bestimmen. Ob eine Katze FIP entwickelt, hängt von der Viruslast, individuellen genetischen Faktoren und dem Zustand des Immunsystems ab.
Klinik
Die FCoV-Infektion verläuft in den meisten Fällen asymptomatisch oder verursacht lediglich milde gastrointestinale Symptome wie weichen Kot, intermittierenden Durchfall oder leichtes Erbrechen. Diese Beschwerden treten besonders bei Jungtieren oder immungeschwächten Katzen auf. Ein Teil der infizierten Tiere bleibt persistent Virusausscheider, ohne klinisch zu erkranken. Erst wenn das Virus zur FIP-Variante mutiert, entwickelt sich der charakteristische, schwere Krankheitsverlauf der feuchten oder trockenen Form der FIP.
Diagnostik
Für den Nachweis einer reinen FCoV-Infektion stehen verschiedene Diagnostikmethoden zur Verfügung. Die PCR aus Kotproben ist das zuverlässigste Verfahren, um eine aktive Virusausscheidung nachzuweisen. Serologische Tests erfassen Antikörper, erlauben jedoch keine Aussage über eine bestehende Infektion, Virusausscheidung oder das Risiko der FIP-Entwicklung. Viele gesunde Katzen besitzen hohe Titer, ohne je zu erkranken. Der reine FCoV-Nachweis ist deshalb vorrangig für das Management in Zuchten sowie zur Einschätzung des Infektionsdrucks innerhalb von Gruppen relevant.
Therapie
Eine spezifische etablierte Therapie gegen das feline Coronavirus existiert bisher (2025) nicht. Die Behandlung richtet sich nach den klinischen Symptomen und umfasst vor allem supportive Maßnahmen wie Flüssigkeitsmanagement und diätetische Unterstützung. Bei Durchfall können Probiotika und leicht verdauliche Diäten hilfreich sein.
Prognose
Die Prognose einer unkomplizierten FCoV-Infektion ist gut, da die meisten Katzen keine schweren klinischen Symptome entwickeln. Die entscheidende prognostische Frage betrifft die potenzielle Entstehung einer FIP. Nur ein kleiner Prozentsatz aller infizierten Katzen erkrankt tatsächlich, wobei junge Tiere und Katzen in großen Gruppen ein höheres Risiko tragen. Eine persistierende Virusausscheidung kann langfristig zur Verbreitung innerhalb eines Bestandes beitragen.
Prävention
Die wichtigste Präventionsmaßnahme besteht in der Reduktion der Viruslast in Mehrkatzenhaushalten durch geeignete Hygienemaßnahmen (z.B. häufiges Säubern der Katzentoiletten). In Zuchten empfiehlt sich ein kontrolliertes Management, das darauf abzielt, FCoV-negative Gruppen zu etablieren. Eine Impfung existiert zwar, hat jedoch eine begrenzte Wirksamkeit und wird daher nur selten empfohlen.
Literatur
- Nelson R., Guillermo Couto C.: Systemische Virusinfektionen. In Steffen T (Hrsg).: Innere Medizin der Kleintiere. München, Urban & Fischer, 2023.