Depersonalisation
Synonyme: Depersonalisations-Syndrom, schizoide Neurose
Englisch: depersonalization
Definition
Als Depersonalisation werden Entfremdungserlebnisse ohne Realitätsverlust bezeichnet. Dabei kommt es zu Veränderungen von Identität, Selbst oder Körper, die der Betroffene als fremdartig und unwirklich wahrnimmt. Der depersonalisierte Patient erlebt die Störung bewusst als einen zum vorhergehenden Erleben diskrepanten und veränderten Zustand. Die Depersonalisation wird neben der Derealisation zu den dissoziativen Bewusstseinsstörungen gezählt. Aus psychoanalytischer Sicht zählen die Symptome der Depersonalisation zum Bild einer schizoiden Neurose.
ICD-10: F48.1
Symptome
Der Patient erscheint sich selbst als fremd, unwirklich oder verändert. Er erlebt sich als "ein Anderer". Eine mögliche Variation ist sowohl der Verwandlungswahn oder die Vorstellung veränderter Körpermerkmale (Tierwerdung, Größenzunahme), als auch Transitivismus, bei dem eigene Erlebnisse äußeren Personen zugeschrieben werden. Ferner kann eine Appersonierung auftreten, bei der an anderen beobachtete Attribute oder Verhaltensweisen am eigenen Körper erlebt werden. Mögliche weitere Symptome sind:
- Die Patienten fühlen dass ihr Körper oder Teile ihres Körpers nicht mehr zu ihnen gehören
- Sie erleben gelegentlich, dass sie in einen Spiegel schauen und sich selbst nicht mehr erkennen können
- Die eigene Stimme erscheint beim Sprechen als fremd
- Einige machen die Erfahrung, neben sich zu stehen oder sich selbst bei gewissen Tätigkeiten zu beobachten.
- die Betroffenen klagen über emotionale Taubheit oder Abstumpfung
- Patienten klagen über das Gefühl der "Fremdsteuerung". Sie fühlen sich automatisiert, wie Roboter.
- Es kommt zu Veränderungen der Erinnerung. Erinnerungen können verblassen oder zusammenhanglos abgespeichert werden.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnostisch sind vor allem organische Erkrankungen auszuschließen:
- Temporallappenepilepsie
- Migräne
- Gehirntumore
- zerebrovaskuläre Erkrankungen
- Enzephalitis
- Metabolische Störungen (Hypoparathyreoidismus, Hypothyreose, Hypoglykämie)
- Drogengebrauch (LSD, Cannabis)
Auch andere psychische Erkrankungen können mit Depersonalisationserlebnissen einhergehen:
- beginnende Demenz
- beginnende Schizophrenie
- Schizotype Störung
- Panikstörung
- PTSD
- Drogenabhängigkeit
Therapie
Es kommen kognitiv-verhaltenstherapeutische Verfahren zum Einsatz. Vielfach wird medikamentös mit SSRI behandelt.
Es gibt kein Medikament das zur Behandlung des Depersonalistions-Derealisationssyndroms zugelassen ist.
In einer randomisierten kontrollierte Studie zur Behandlung der Depersonalisationsstörung erwies sich das SSRI Fluoxetin als wirkungslos. Weder die Schwere der Depersonalisation noch die der Angst und Depression nahmen signifikant ab (Simeon et al., Fluoxetine therapy in depersonalisation disorder: randomised controlled trial. Br J Psychiatry. 2004 Jul;185:31-6.)
Es gibt keine randomisiert kontrollierte Studie zur Wirkung von Psychotherapie. Fallberichte sprechen jedoch für die Wirksamkeit von Psychotherapie.
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