Central Sensitization Inventory
Definition
Das Central Sensitization Inventory, kurz CSI, ist ein standardisiertes Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung von Symptomen, die mit einer zentralen Sensitivierung assoziiert sind.
Hintergrund
Zentrale Sensitivierung bezeichnet eine gesteigerte Erregbarkeit neuronaler Netzwerke im zentralen Nervensystem, die zur Verstärkung und Chronifizierung von Schmerzen sowie weiteren Beschwerden beiträgt. Sie gilt als ein zentraler pathophysiologischer Mechanismus bei verschiedenen chronischen Schmerzsyndromen, u.a. Fibromyalgie, Reizdarmsyndrom, Spannungskopfschmerz oder temporomandibulären Dysfunktionen. Da die Diagnosestellung komplex ist und bislang keine etablierten objektiven Biomarker existieren, wurde das CSI entwickelt, um eine klinische Screening-Möglichkeit zu schaffen.
Aufbau
Das CSI umfasst insgesamt 25 Items, die typische Symptome zentraler Sensitivierung erfassen (z.B. erhöhte Schmerzempfindlichkeit, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, vegetative Symptome). Jedes Item wird auf einer 5-Punkt-Likert-Skala (0 = „nie“ bis 4 = „immer“) bewertet. Der Gesamtscore liegt zwischen 0 und 100 Punkten.
Interpretation
Die Auswertung erfolgt anhand von Cut-Off-Werten:
- 0–29 Punkte: geringe Symptomlast
- 30–39 Punkte: moderate Symptomlast
- 40–49 Punkte: hohe Symptomlast
- ≥ 50 Punkte: sehr hohe Symptomlast, klinisch relevant für zentrale Sensitivierung
Ein Score ≥ 40 wird häufig als Hinweis auf eine zentralnervöse Schmerzverarbeitungsstörung interpretiert.
Anwendung
Das CSI dient in erster Linie als Screening- und Forschungsinstrument. In der klinischen Praxis unterstützt es die Erkennung von Patienten mit möglicher zentraler Sensitivierung, etwa in der Schmerztherapie, Rheumatologie oder Physiotherapie. In wissenschaftlichen Studien wird es zur Phänotypisierung von Patientengruppen und zur Evaluation von Therapieeffekten eingesetzt.
Wichtig ist, dass das CSI kein diagnostisches Instrument im engeren Sinn ist, sodass die Ergebnisse in den klinischen Gesamtkontext eingeordnet werden müssen.
Limitationen
- Selbstbeurteilungsfragebogen: anfällig für subjektive Verzerrungen
- Keine direkte Messung neurophysiologischer Prozesse
- Eignet sich nicht zur alleinigen Diagnosestellung, sondern zur Unterstützung klinischer Entscheidungsprozesse
Literatur
- Mayer et al. The development and psychometric validation of the central sensitization inventory. Pain Pract. 2012;12(4):276-285.