Balkan-Nephropathie
Synonyme: Endemische Balkan-Nephropathie, chronisch tubulointerstitielle Nierenerkrankung, chinesische Kräuter-Nephropathie
Englisch: danubian endemic familial nephropathy(DEFN), chinese herb nephropathy
Definition
Die Balkan-Nephropathie ist eine Form der Nierenerkrankung, die ausschließlich auf der Balkanhalbinsel im Bereich der Donau und einigen ihrer Seitentäler auftritt. Man spricht daher von einer endemischen Verbreitung. Es handelt sich um eine chronisch verlaufende Form der interstitiellen Nephritis. Sie führt praktisch immer zu einer Niereninsuffizienz. Die Balkan-Nephropathie verläuft meistens tödlich.
ICD-10-Code: N15.0
Epidemiologie
Die endemische Balkan-Nephropathie kommt lediglich in der Balkanregion in der Nähe der Donau vor. In folgenden Ländern finden sich regelmäßig Fälle der Nierenerkrankung:
- Rumänien
- Serbien
- Kroatien
- Bulgarien
- Bosnien
Ätiologie
Lange Zeit war die Ursache der Balkan-Nephropathie ungeklärt. Man vermutete Schwermetalle, bestimmte Viren oder Schimmelpilze als Auslöser der Erkrankung. Auch ein Mangel an Spurenelementen wurde diskutiert. Im Jahr 2007 identifizierten US-Forscher verunreinigtes Mehl als Krankheitsquelle. Dieses war mit verschiedenen Aristolochiasäuren vermischt, die von den Samen der auf dem Balkan recht häufigen Pflanze "Gewöhnlicher Osterluzei" stammen. Die Belastung des Getreides ist auf den fehlenden Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aufgrund der finanzell schwachen Lage der Landwirte zurückzuführen. Aristochiasäuren wirken nephrotoxisch, mutagen und kanzerogen.
Auch in bestimmten, chinesischen Phytopharmaka wurden Verunreinigungen mit der giftigen Aristolochiasäure nachgewiesen.[1]
Geschichte
Die nephrologische Krankheit wurde zuerst um die Jahre 1954 und 1955 beschrieben. 1956 wurde sie in den Katalog der offiziell medizinisch anerkannten Erkrankungen aufgenommen.
Quellen
- ↑ Deutsche Apothekerzeitung: Chinesische Phytopharmaka: Aristolochiasäure verursacht Krebs abgerufen am 10.10.2022