Bakterielle Translokation
Definition
Unter bakterieller Translokation versteht man die Verlagerung von Bakterien - im erweiterten Sinn auch von Bakterienfragmenten und Toxinen - in Körperkompartimente, in denen sie pathogen wirken, insbesondere aus dem Gastrointestinaltrakt in die Blutbahn oder Peritonealhöhle.
Hintergrund
Durch bakterielle Translokation kommt es zu einer endogenen Infektion. Ursache ist also nicht die Neuaufnahme pathogener Erreger (exogene Infektion), sondern lediglich die Penetration von Darmbakterien durch die Darmwand. Eine gewisse bakterielle Translokation findet auch beim Gesunden statt, löst aber keine Infektion aus. Bei immunsupprimierten Patienten ist das Risiko erhöht.
Risikofaktoren
Eine bakterielle Translokation wird durch folgende Faktoren begünstigt:
- dekompensierte Leberzirrhose mit Aszites
- chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- Zytostatika
- Überschießendes Bakterienwachstum im Darm
- Motilitätsstörungen
- Strahlenexposition
Faktoren, welche die bakterielle Translokation erschweren, sind
- ausreichende Schleimproduktion
- Sekretion von IgA
- Physiologische Darmflora
- Physiologische Peristaltik
Beispiel
Bei dekompensierter Leberzirrhose kommt es als Komplikation oft zu einem Aszites, der in eine spontan bakterielle Peritonitis münden kann, bei der Darmbakterien über die Darmwand in die Peritonealhöhle migrieren und dort schwere Entzündungsreaktionen bis hin zur Sepsis auslösen.
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