Anatomische Präpariertechnik
Definition
Die anatomische Präpariertechnik umfasst die handwerklichen Techniken sowie das systematische Vorgehen bei der Präparation einer Leiche, z.B. im Zuge des Präparierkurses.
Hintergrund
Die Präpariertechnik soll dem Studenten ein planmäßiges und geordnetes Zergliedern sämtlicher anatomischer Strukturen am menschlichen Körper ermöglichen. Dieses stufenweise Vorgehen ermöglicht dem Studierenden, den plastischen und räumlichen Bau des menschlichen Körpers zu erkennen.
Grundregeln
Einteilung der Regionen
Bevor die Hauptpräparation erfolgt, sollte man sich jeweils durch Inspektion und Palpation über die Lage der wichtigsten Landmarken (z.B. Muskelrelief, prominente Skelettteile, usw.) und festgelegten Grenzen der Regionen klar werden. Die Hautschnitte erfolgen in der Regel entlang der Grenzen der Körperregionen und werden meist von den betreuenden Professoren bzw. Tutoren durchgeführt.
Hautpräparation
Die Hautpräparation sollte vom Stamm mittels Medianschnitt und an den Extremitäten von den Längsschnitten ausgehen. Hierbei muss beachtet werden, dass das mit Hautnerven- und Hautgefäße enthaltende Unterhautfettgewebe zunächst am Präparat verbleibt. Dieses schützt wiederum die darunterliegenden Strukturen vor Beschädigung und Austrocknung. Damit diese Schicht nicht vorzeitig verletzt wird, sollte beim Präparieren die Schneide der Skalpellklinge stets gegen die Unterseite der Lederhaut gerichtet sein. Sind alle Hautschnitte gesetzt, sucht man sich eine Kreuzungsstelle zweier Schnittlinien auf und hebt die Ecke mit einer Pinzette an, sodass diese Schnitt für Schnitt von der Unterlage abgelöst werden kann. Ist der präparierte Hautlappen groß genug, kann dieser mit der Hand gefasst und kräftig gespannt werden, damit eine Straffung der Haut erreicht wird. Dadurch können entstehende Buchten und Taschen verhindert werden, sodass das Skalpell nicht in eine falsche Richtung gelenkt wird. Auf diese Weise ist eine geradlinige Trennung der Kutis von der Subkutis möglich.
Fettgewebspräparation
Nach erfolgter Hautpräparation sollte man in möglichst zusammenhängender Lage das mehr oder weniger dicke subkutane Fettgewebe entfernen. Auf diese Weise gelangt man auf die allgemeine Körperfaszie. Unter dieser erscheinen die Muskelfaszien, wobei diese an den Extremitäten meist stärker als am Stamm ausgebildet sind. Die Säuberung der Faszien erfolgt immer in Faserrichtung des jeweiligen Muskels, damit dieser bei einer unbeabsichtigten Fehlbewegung nicht beschädigt wird. Meistens sollten die Muskelfaszien als geschlossenes Ganzes dargestellt werden.
Muskelpräparation
Werden tiefere Muskelschichten präpariert, sollten die bis zur Oberfläche durchdringenden Nerven und Gefäße zuerst isoliert und dann durch die jeweils darüberliegende Schicht durchgezogen werden, sodass sie nach deren Abtragen noch erhalten bleiben.
Leitungsbahnenpräparation
Bei der Präparation der tiefen peripheren Leitungsbahnen sollten die Nerven-Gefäß-Bündel so sorgfältig wie möglich in ihre Bestandteile aufgegliedert werden. Diesen Schritt sollte man stets stumpf durchführen, um keine Strukturen zu beschädigen. Nerven und Arterien sollten daher möglichst vollständig dargestellt werden, damit sie bis zum Ende der Präparation erhalten bleiben. In den meisten Fällen können die Venen, bis auf die großen und namentlich festgelegten Gefäße, entfernt werden. Die Arterien sollten außerdem so lange wie möglich im Zusammenhang mit dem Muskel gehalten werden.
Faszienpräparation
Um eine möglichst saubere Faszienpräparation durchführen zu können, sollte der Muskel gespannt werden. Anschließend kann die Faszie mit einer Pinzette (oder auch mit der Hand) angehoben werden, sodass sie in Richtung der Muskelfaser abgelöst werden kann. Hierbei sollte man die Faszie stets in zusammenhängenden Platten entfernen, und nie in einzelnen Fetzen. In der Regel werden auch die aneinanderliegenden Faszienblätter benachbarter Muskeln voneinander aufgetrennt und anschließend als Ganzes entfernt. Ist erst einmal der Muskelbauch freigelegt, werden Ursprungs- und Endsehne bis an den Knochen heran sauber freigelegt und dargestellt, wobei einzelne Ursprungszacken voneinander isoliert werden sollten. Im Anschluss sollte der Muskel auch an der Rückfläche gesäubert werden. Liegen mehrere Muskeln übereinander, sollte stets von oben nach unten präpariert werden.
Präparatpflege
Damit das Präparat auch den gesamten Präparationskurs über intakt bleibt, ist eine adäquate Präparatpflege unerlässlich. Dazu sollten folgende Punkte beachtet werden:
- Vor der Präparation müssen die eigenen Hände gründlich gereinigt und desinfiziert werden.
- Das Präparat muss durch Abdecken mit feuchten, in Formaldehyd getränkten Tüchern stets vor dem Austrocknen geschützt werden. Insbesonders sollten hier die Akren gepflegt werden, da diese besonders leicht austrocknen.
- Nach Arbeitsschluss muss das Präparat vollständig in feuchte Tücher eingeschlagen und anschließend in eine Plastikfolie eingepackt werden, damit das verdampfende Konservierungsmittel erneut das Präparat befeuchten kann.
um diese Funktion zu nutzen.